Von Hornbys Meccano in Deutschland zum Anfang des Metallbaukasten Märklin: Unterschied zwischen den Versionen

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<!-- Von Hornbys Meccano in Deutschland zum Anfang des Metallbaukasten Märklin -->
 
<!-- Von Hornbys Meccano in Deutschland zum Anfang des Metallbaukasten Märklin -->
 
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==<br/>Zusammenfassung==
==<br/><br/>Einleitung==
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Im Jahr 1908 erschien der englische Metallbaukasten Meccano auch auf dem
 
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deutschen Markt. 1912 wurde in Berlin eine deutsche Meccano
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 wurde die deutsche
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Handelsniederlassung gegründet.
Niederlassung des englischen Metallbaukastenherstellers Meccano als
+
Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 wurde diese deutsche
Feindvermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt.  
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Niederlassung als Feindvermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt.  
Am 15.8.1917 erwarb dann die Firma Märklin die Bestände und Schutzrechte sowie  
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Am 15.8.1917 erwarb die Firma Märklin die Bestände und Schutzrechte sowie  
den Meccano-Markenschutz von der deutschen Reichsregierung.<ref name="Fitting" />
+
den Meccano-Markenschutz von der deutschen  
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Reichsregierung.<ref name="Fitting" />
 
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Märklin verkaufte den Baukasten dann noch bis Juni 1919 unter dem Namen  
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Märklin verkaufte den Baukasten noch bis Juni 1919 unter dem Namen  
 
Meccano.<ref name="RMeMa" /> Ab 25.6.1919 wurde dann nur noch der Name  
 
Meccano.<ref name="RMeMa" /> Ab 25.6.1919 wurde dann nur noch der Name  
 
<b>Metallbaukasten Märklin</b> verwendet.<ref name="RMa" /><br/>
 
<b>Metallbaukasten Märklin</b> verwendet.<ref name="RMa" /><br/>
 
<br/>
 
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Aber wie spielte sich das ab ?<br/>
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Aber wie spielte sich das im Einzelnen ab? Welche Verbindungen gab es zwischen
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Meccano und Märklin in diesem Zeitraum von 1908 bis 1919?<br/>
 
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Es ranken sich mancherlei Gerüchte über eine Zusammenarbeit zwischen Meccano und
+
Es gibt mehrere historisch gesicherte Quellen über eine Zusammenarbeit zwischen  
Märklin in der Zeit von 1910 bis 1917 und über die Entstehung des Metallbaukastens
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Meccano und Märklin in der Zeit von 1910 bis 1914. Und es gibt gesicherte
Märklin. Es gibt dafür mehrere historisch gesicherte Quellen.  
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Quellen von 1917 bis 1919, die die Entwicklung von Märklins
Ich möchte hier zeigen, was diese gesicherten Quellen hergeben.<br/>
+
Meccano-Kasten bis hin zum Metallbaukastens Märklin in 1919 aufzeigen.  
Ich möchte hier aber auch jene beliebten Vermutungen über Märklin aufzeigen,  
+
Ich möchte hier zeigen, was diese gesicherten Quellen  
die in manchen Schriften sogar als Quelle zitiert werden und so als Tatsache
+
hergeben.<br/>
 +
Ich möchte aber auch jene beliebten Vermutungen über Märklin aufzeigen,  
 +
die in manchen Schriften sogar als Quelle zitiert werden, und so als Tatsachen
 
hingestellt werden, die sie aber nicht sind.<br/>
 
hingestellt werden, die sie aber nicht sind.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
 
Nachweislich gab es zwischen Meccano und Märklin eine vertriebliche  
 
Nachweislich gab es zwischen Meccano und Märklin eine vertriebliche  
Zusammenarbeit im Jahr 1911. Daneben gab es zwischen 1910 und 1914 nur
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Zusammenarbeit im Jahr 1911. Dann gab es Lieferungen von Märklin Federmotoren  
Lieferungen von Märklin Federmotoren an Meccano in England.<br/>
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an Meccano in England zwischen 1910 und 1914.<br/>
In den Jahren bis August 1914 gab es sonst sehr wahrscheinlich keinerlei
+
Weiterhin war Märklin ein Zulieferer einiger weniger Teile an die deutsche
Zusammenarbeit.
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Meccano-Niederlassung in Berlin, wahrscheinlich erst ab Anfang 1914.  
Quellen dazu liegen nicht vor. Gänzlich ausschließen kann man es aber nicht.<br/>
+
Natürlich hat Meccano in England diese Teile, parallel dazu, selbst
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produziert.<br/>
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In den Zeiten des Ersten Weltkrieges (ab August 1914) gab es jedoch definitiv  
 
In den Zeiten des Ersten Weltkrieges (ab August 1914) gab es jedoch definitiv  
keinerlei Zusammenarbeit mit Meccano in England.  
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keinerlei Geschäftsbeziehung oder gar Zusammenarbeit von Märklin mit Meccano  
 +
in England.<br/>
 
Eine Zusammenarbeit von Märklin mit der deutschen zwangsverwalteten  
 
Eine Zusammenarbeit von Märklin mit der deutschen zwangsverwalteten  
Meccano-Niederlassung in der Zeit von 1914 bis 1917 ist durch gesicherte Quellen
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Meccano-Niederlassung in der Zeit von September 1914 bis Juli 1917 erfolgte,
nicht belegt.<br/>
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indem Märklin Zahnrädern zulieferte, wahrscheinlich auch andere Räder.<br/>
 
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In mehreren Schriften über Märklin wurde geschrieben, der Metallbaukasten  
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In manchen Schriften über Märklin wurde geschrieben, der Metallbaukasten  
Märklin habe bereits 1914 oder vielleicht erst 1916, existiert. Auch das ist
+
Märklin habe bereits 1914 existiert. In anderen wird 1915 oder 1916 als
höchst zweifelhaft.<br/>
+
Anfangsjahr vermutet. Diese Angaben sind höchst zweifelhaft.<br/>
Den Metallbaukasten Märklin gab es - historisch gesichert - erst ab Juni  
+
Den <b>Metallbaukasten Märklin</b> gab es - historisch gesichert - <b>erst ab  
1919.<ref name="RMa" /><br/>
+
Juni 1919</b> auf dem Markt.<ref name="RMa" /><br/>
Es mag ja sein, dass sich bei der Firma Märklin jemand schon früher Gedanken
+
Mit ihren Anfangsjahren spielten auch Andere schon herum. So wurde ja auch  
gemacht hat über einen eigenen Metallbaukasten. Historisch zählt aber, wann der
+
schon geschrieben, dass Hornby bereits vor 1901 Ideen zu seinem Metallbaukasten
Kasten <u>auf dem Markt</u> erschien.<br/>
+
Meccano gehabt habe, und es werden Jahresangaben aus den End-1890er Jahren für  
Es wurde ja auch schon geschrieben, dass Hornby bereits vor 1901 Ideen zu seinem  
+
die Erfindung des Metallbaukastens präsentiert.<ref name="vor1901" />  
Metallbaukasten Meccano gehabt habe, und es werden Jahresangaben aus den  
 
End-1890er Jahren für die Erfindung des Metallbaukastens präsentiert.<ref
 
name="vor1901" />  
 
 
Historische Belege dafür aber fehlen.<br/>
 
Historische Belege dafür aber fehlen.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
Es sei hier besonders auf das <b>Forum 1914 Marklin Meccano Outfits</b><ref name="MecB" />  
+
Es sei hier noch auf das <b>Forum 1914 Marklin Meccano  
bei www.nzmeccano.com hingewiesen, wo anhand von Funden die Entwicklung aufgearbeitet  
+
Outfits</b><ref name="MecB" /> bei www.nzmeccano.com hingewiesen, wo anhand von  
wurde. Das meiste habe ich den Forumsbeiträgen entnommen.<br/>
+
Funden die Entwicklung aufgearbeitet wurde. Viele Ideen wurden aus den  
 +
dortigen Forumsbeiträgen entnommen.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
Ich behandele hier nur die Zeit bis etwa 1922. Für die spätere Zeit empfehle
+
Es wird hier nur die Zeit bis etwa 1922 behandelt. Für die späteren Kästen
ich [http://www.metallbaukasten.de/ Markus Schilds Internet-Seiten].<br/>
+
können [[#Weblinks|Markus Schilds Internetseiten]] empfohlen
 +
werden.<br/>
  
  
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In November 1901 wurde ihm das Patent dann erteilt.<br/>
 
In November 1901 wurde ihm das Patent dann erteilt.<br/>
 
Seinen Metallbaukasten konnte Hornby schon bald auch außerhalb Englands
 
Seinen Metallbaukasten konnte Hornby schon bald auch außerhalb Englands
patentieren lassen. Jedoch in den Ländern, wo der Neuigkeitsgehalt von Erfindungen
+
patentieren lassen. Jedoch in den Ländern, wo der Neuigkeitsgehalt von  
vom Patentamt überprüft wurde, bekam er Schwierigkeiten.
+
Erfindungen vom Patentamt überprüft wurde, bekam er Schwierigkeiten.
 
So wurde ihm in den USA nur seine Klammerbefestigung der Räder auf den Achsen
 
So wurde ihm in den USA nur seine Klammerbefestigung der Räder auf den Achsen
 
als Patent anerkannt.<ref name="US810148" /><br/>
 
als Patent anerkannt.<ref name="US810148" /><br/>
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Wir können zwar davon ausgehen, dass Hornby seinen Metallbaukasten vollständig
 
Wir können zwar davon ausgehen, dass Hornby seinen Metallbaukasten vollständig
 
allein erfand. Aber bei Patenten zählt nun einmal die zeitliche Reihenfolge
 
allein erfand. Aber bei Patenten zählt nun einmal die zeitliche Reihenfolge
der Anmeldungen, auch die der Erfindungen von Teilobjekten.
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der Anmeldungen, auch bei der Erfindungen von einzelnen Bestandteilen.
Wer einen Teilobjekt des Kastens zuerst erfand, bekam das Patent dafür.
+
Wer einen Bestandteil des Kastens zuerst erfand, bekam das Patent dafür.
 
So ist nun einmal <b>Gustav Lilienthal</b> der Erfinder der  
 
So ist nun einmal <b>Gustav Lilienthal</b> der Erfinder der  
 
<u>gleichmäßig gelochten Flachstäbe</u>, der diese Erfindung bereits
 
<u>gleichmäßig gelochten Flachstäbe</u>, der diese Erfindung bereits
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Hornby verkaufte seinen Baukasten zunächst unter dem Markennamen <b>Mechanics
 
Hornby verkaufte seinen Baukasten zunächst unter dem Markennamen <b>Mechanics
 
Made Easy</b>. 1907 verwendete er dann den Namen <b>Meccano</b>.
 
Made Easy</b>. 1907 verwendete er dann den Namen <b>Meccano</b>.
Sein früherer Arbeitgeber David Hugh Elliott, ein "Cattle Salesman", lieh Hornby,
+
Sein früherer Arbeitgeber David Hugh Elliott, ein Viehhändler (Cattle  
seinem "Cashier", Geld und half bei der Gründung der Firma. 1908 stand
+
Salesman), lieh Hornby, seinem Kassierer (Cashier), Geld und half bei der  
Hornbys Firma, jetzt "Meccano Ltd." genannt, auf eigenen Füßen, und Elliott zog
+
Gründung der Firma. 1908 stand Hornbys Firma, jetzt "Meccano Ltd." genannt,  
sich aus der Firma zurück.<ref name="LG" /><br/>
+
auf eigenen Füßen, und Elliott zog sich aus der Firma  
 +
zurück.<ref name="LG" /><br/>
 
Hornbys Metallbaukasten entwickelte sich prächtig. Die Teile und Modelle wurden
 
Hornbys Metallbaukasten entwickelte sich prächtig. Die Teile und Modelle wurden
 
laufend verbessert und vermehrt.<br/>
 
laufend verbessert und vermehrt.<br/>
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von einem halben Zoll oder 12.7mm. Verbunden wurden die Flacheisen durch
 
von einem halben Zoll oder 12.7mm. Verbunden wurden die Flacheisen durch
 
Schrauben mit 4-kant-Muttern des 5/32"-BSW-Gewindes ("=inch=Zoll).<br/>
 
Schrauben mit 4-kant-Muttern des 5/32"-BSW-Gewindes ("=inch=Zoll).<br/>
Als Achsen verwendete er 1911 Stücke dicken Drahtes (8-gauge wire, entspr.
+
Als Achsen verwendete er Stücke dicken Drahtes (8-gauge wire, entspr.
 
4.06-4.1mm Drahtdurchmesser) mit einem schmalen Längsschlitz.
 
4.06-4.1mm Drahtdurchmesser) mit einem schmalen Längsschlitz.
 
Diese Achsen konnten nur drehbar in einem Modell genützt werden und mussten
 
Diese Achsen konnten nur drehbar in einem Modell genützt werden und mussten
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<br/>
 
<br/>
 
Hornbys Metallbaukasten Meccano verbreitete sich schnell in Europa.
 
Hornbys Metallbaukasten Meccano verbreitete sich schnell in Europa.
Schon um das Jahr 1908 entstand ein Bauanleitungsheft in deutscher Sprache.<br/>
+
Schon um das Jahr 1908 entstand ein Anleitungsheft in deutscher Sprache.<br/>
Dies konnte den in Deutschland etablierten Baukasten-Herstellern auf Dauer nicht
+
Dies konnte den in Deutschland etablierten Baukasten-Herstellern auf Dauer  
entgehen. Franz Walther, der sich schon seit 1904 mit einem Metallbaukasten und
+
nicht entgehen. Franz Walther, der sich schon seit 1904 mit einem  
mehreren Holzbaukästen einen Namen gemacht hatte, sah hier eine Herausforderung.
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Metallbaukasten und mehreren Holzbaukästen einen Namen gemacht hatte, sah hier  
 +
eine Herausforderung.
 
Deshalb brachte er einen eigenen Baukasten heraus, der Meccano in mancher Art  
 
Deshalb brachte er einen eigenen Baukasten heraus, der Meccano in mancher Art  
 
ähnelte.<br/>
 
ähnelte.<br/>
 
Franz Walther brauchte ja nur seinen bisherigen Metallbaukasten, nämlich
 
Franz Walther brauchte ja nur seinen bisherigen Metallbaukasten, nämlich
<b>Walther's Ingenieur Bauspiel</b> von <u>1904</u>, mit einem größerem Lochabstand  
+
<b>Walther's Ingenieur Bauspiel</b> von <u>1904</u>, mit einem größerem  
zu fertigen und die Teile mit Schrauben (anstelle von Klammern) zu verbinden.
+
Lochabstand zu fertigen und die Teile mit Schrauben und Muttern
Im Gegensatz zu Meccano hatte er bereits seit 1904 <b>Gewindewellen</b> in
+
(anstelle von Klammern) zu verbinden.
seinem "Ingenieur Bauspiel" in Gebrauch, was ein deutlicher technisch Vorsprung
+
Im Gegensatz zu Meccano hatte er bereits seit 1904 <b>Gewindewellen</b> als
gegenüber der damaligen Nutenbefestigungen von Meccano  
+
Achsen in seinem "Ingenieur Bauspiel" in Gebrauch, was ein deutlicher  
 +
technischer Vorsprung gegenüber der damaligen Klammerbefestigung von Meccano  
 
war.<ref name="WI" /><br/>
 
war.<ref name="WI" /><br/>
 
Das Verfahren, die Räder mit Muttern auf Gewindewellen zu befestigen,
 
Das Verfahren, die Räder mit Muttern auf Gewindewellen zu befestigen,
meldete er erst im Juni 1911 als Gebrauchsmuster (Nr. 473572) an.<br/>
+
meldete er erst im Juni 1911 als Gebrauchsmuster (Nr. 473572) an;
Den neuen Metallbaukasten nannte Franz Walther <b>STABIL</b>. Dieser wurde
+
ebenso das Verfahren, Gewindestifte als Verbindungs- und Zugstangen zu
schnell so bekannt, dass der Name <b>Stabilbaukasten</b> in Deutschland zu einem
+
verwenden.<br/>
Gruppenbegriff für alle Metallbaukästen wurde.<br/>
+
Den neuen Metallbaukasten nannte Franz Walther <b>STABIL</b>.  
 +
Dieser wurde schnell so bekannt, dass der Name <b>Stabilbaukasten</b>  
 +
in Deutschland zu einem Gruppenbegriff für alle Metallbaukästen  
 +
wurde.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
Walthers Gebrauchsmuster-Anmeldung vom Juni <b>1911</b> war vielleicht nur eine
+
Walthers Gebrauchsmuster-Anmeldung vom Juni <b>1911</b> war vielleicht  
Reaktion auf Hornbys erste Anmeldung eines Gebrauchsmusters in Deutschland.
+
nur eine Reaktion auf Hornbys Anmeldung eines Gebrauchsmusters in  
Im Februar 1911 meldete Hornby Gebrauchsmuster für jeweils eine  
+
Deutschland.
"Konstruktionsplatte für Bauspielzeuge" (Nummern 455056, 455057) an.  
+
Im Februar 1911 hatte Hornby seine ersten deutschen Gebrauchsmuster für jeweils  
 +
eine "Konstruktionsplatte für Bauspielzeuge" (Nummern 455056, 455057) auf
 +
seinen eigenen Namen angemeldet.  
 
Davor hatte Hornby weder ein Patent noch ein Gebrauchsmuster in  
 
Davor hatte Hornby weder ein Patent noch ein Gebrauchsmuster in  
Deutschland.<ref name="DRGMS" /><br/>
+
Deutschland.<ref name="DRGMS" />
Mit seiner eigenen Gebrauchsmusteranmeldung konnte Walther Grenzen
+
Er hat in Deutschland sonst nur noch am 20.10.1910 das Warenzeichen RAYLO auf
setzen für Hornby, die dieser dann auch in Deutschland zu beachten hatte.
+
Meccano Limited in Liverpool anmelden lassen.<ref name="WZR" />
Leider ist der Text von Walthers Gebrauchsmuster nicht mehr greifbar.
+
Der Fund eines Metallbaukastens namens RAYLO wäre sehr interessant.<br/>
Nur der Titel der Anmeldung ist bekannt. Es war ein <b>Bauspiel mit
 
gleichmäßig gelochten Flach- und Winkeleisen, bei dem Gewindestifte
 
gleichzeitig als Welle, Zug- oder Verbindungsstange Verwendung finden</b>.<br/>
 
Damit durfte Hornby in seinen deutschen Baukästen zumindest keine Gewindestifte
 
verwenden - so lange wie Walthers Gebrauchsmusterschutz gültig war.<br/>
 
 
<br/>
 
<br/>
Es gab um 1910/11 bereits eine Zusammenarbeit von Meccano mit der deutschen
+
1910/11 gab es eine erste Zusammenarbeit von Meccano mit der deutschen
 
Firma Märklin. So lieferte Märklin seit Ende 1910 Federmotore für  
 
Firma Märklin. So lieferte Märklin seit Ende 1910 Federmotore für  
Meccano.<ref name="LG1" /> Karton und Beipackzettel wurden in England hergestellt.  
+
Meccano.<ref name="LG1" />  
 +
Karton und Beipackzettel wurden jedoch in England hergestellt.  
 
Diese Lieferungen erfolgten bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges.<br/>
 
Diese Lieferungen erfolgten bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges.<br/>
Im französischen Märklin-Katalog von 1911<ref name="MAE5" /> werden
+
Nachdem Hornby sich 1910 von seinem Generalvertreter für Europa, der  
außerdem die Meccano-Baukästen angeboten. Nachdem Hornby sich 1910 von seinem
+
Firma Weimar in Rotterdam, getrennt hatte, sprang irgendwann Märklin ein.
Generalvertreter für Europa, der Firma Weimar in Rotterdam, getrennt hatte,
+
Deshalb wurden die Meccano-Baukästen im französischen Märklin-Katalog von
sprang Märklin ein. Aber bereits 1912 gründete Hornby in Paris und Berlin
+
1911<ref name="MAE5" /> angeboten.<br/>
eigene Niederlassungen, die den Vertrieb von Meccano selbst übernahmen.<br/>
+
[[Datei:MecMaeWZ_Raylo_Mecc.jpg|gerahmt|right|Warenzeichen Raylo von 1910 und
Anscheinend waren beide Firmen von einer Bekanntgabe einer Zusammenarbeit in
+
Warenzeichen Meccano von 1912]]
Deutschland nicht angetan. Jedenfalls ist mir keine deutsche Schrift einer der
+
Aber bereits Mitte 1912 gründete Hornby in Paris und Berlin eigene
beiden Firmen aus der Zeit von 1912 bis Juli 1917 bekannt, die die Namen Meccano  
+
Niederlassungen, die den Vertrieb von Meccano selbst übernahmen.
und Märklin gemeinsam beinhaltet hätte.<br/>
+
In 1912 hat Hornby dann gleich auch seine deutschen Gebrauchsmuster und das
Es ist auch nicht bekannt, welche Arten von Geschäftsbeziehungen zwischen
+
Warenzeichen RAYLO auf die neue Meccano GmbH in Berlin überschreiben lassen.
Märklin und Meccano, neben der Lieferungen von Federmotoren, sonst noch
+
Ebenso wurde die Marke Meccano auf die neue Niederlassung angemeldet, was am
bestanden.<br/>
+
18.7.1912 erfolgte und am 10.10.1912 rechtsgültig wurde.<ref name="WZM" /><br/>
Es wird zwar in der "Geschichte des Märklin-Metallbaukastens"<ref name="Fitting" />
+
Offensichtlich waren weder Meccano noch Märklin von einer öffentlichen
geschrieben, Märklin sei <i>schon vor dem 1. Weltkrieg Generalvertreter der
+
Bekanntgabe einer Zusammenarbeit in Deutschland besonders angetan.  
Meccano Ltd. für den ganzen Kontinent gewesen</i>. Diese Aussage kann aber
+
Jedenfalls ist mir keine Schrift einer der beiden Firmen aus der Zeit von  
einzig und allein nur für das Jahr 1911 belegt werden. Eine darüber hinaus
+
1912 bis Juli 1917 bekannt, die die Namen Meccano und Märklin gemeinsam  
gehende Zusammenarbeit kann nicht belegt werden.<br/>
+
beinhaltet hätte.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
 
Die Mitte <b>1912</b> gegründete deutsche Niederlassung der englischen Firma
 
Die Mitte <b>1912</b> gegründete deutsche Niederlassung der englischen Firma
 
Meccano Ltd. war ein Handelsbüro in Berlin C2, Burgstr. 28.
 
Meccano Ltd. war ein Handelsbüro in Berlin C2, Burgstr. 28.
Produziert wurde dort nicht.
+
Produziert wurde dort nicht. Wir dürfen aber ein umfangreiches Materiallager
Vielmehr wurden die Kästen direkt aus England importiert - mit deutschen
+
für Kästen und Einzelteile dort annehmen.<br/>
Bauanleitungen, deutschen Deckelbildern und Berliner Anschrift auf den
+
Die Kästen wurden direkt aus England importiert - mit deutsch-sprachigen
Anleitungsbüchern. Auf den Deckelbildern ist jedoch als Hersteller immer
+
Anleitungsheften und Deckelbildern.
 +
Die Anleitungshefte nennen immer die Berliner Anschrift. Sie wurden in England
 +
gedruckt, was man an dem Logo der Druckerei erkennt.
 +
Auf den Deckelbildern der Kästen ist jedoch als Hersteller immer
 
"MECCANO LTD., LIVERPOOL" genannt.<br/>
 
"MECCANO LTD., LIVERPOOL" genannt.<br/>
 +
Auch die Kästen des Jahres 1914 für den deutschen Markt stammen noch aus
 +
England.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
 
Die Flachbänder der Firma Meccano aus der Zeit um 1910 waren vernickelt.
 
Die Flachbänder der Firma Meccano aus der Zeit um 1910 waren vernickelt.
 
Ab etwa 1912 wurden in England, parallel dazu, auch <b>schwarze Flachbänder</b>
 
Ab etwa 1912 wurden in England, parallel dazu, auch <b>schwarze Flachbänder</b>
hergestellt, die für Deutschland und die Schweiz bestimmt waren, teilweise auch
+
hergestellt, die hauptsächlich für Deutschland und die Schweiz bestimmt waren,  
für die Niederlande, Skandinavien und für Frankreich.<ref name="MECsw" />
+
teilweise auch für die Niederlande, Skandinavien und für  
In England blieben die Flacheisen aber vernickelt.
+
Frankreich.<ref name="MECsw" />
 
Eine deutsche Firmendarstellung von Meccano aus 1914 nennt "oxidierten" Stahl  
 
Eine deutsche Firmendarstellung von Meccano aus 1914 nennt "oxidierten" Stahl  
 
als Material.<ref name="MEC1402" /><br/>
 
als Material.<ref name="MEC1402" /><br/>
Die Flacheisen hat man dazu verkupfert und anschließend oxidiert. Die Winkel
+
Die Flacheisen hat man verkupfert und anschließend oxidiert. Die Winkel
wurden anders geschwärzt.<ref name="MECsu" />
+
wurden dagegen auf eine andere Art geschwärzt.<ref name="MECsu" />
Es gab also mehrere technische Verfahren des Schwärzens bei Meccano.
+
Es gab demnach mehrere technische Verfahren des Schwärzens bei Meccano.<br/>
Erst um 1916 gab man in England diese schwarzen Teile wieder auf.
+
In England blieben die Flacheisen zumeist vernickelt.
Die Meccano-Baukästen mit schwarzen Teilen wurden jedenfalls 1916 noch von
+
Es gab aber auch Ausnahmen.
England aus in die Schweiz und die Niederlande exportiert.<br/>
+
Der "Inventor's Accessory Outfits" von Meccano enthielt fast nur schwarze Teile.
 +
Dieser Kasten erschien frühestens Ende 1915 - zu einer Zeit also, wo kein
 +
Export von Deutschland nach England möglich war wegen des Ersten Weltkriegs
 +
(ab August 1914).<br/>
 +
Weiterhin sind aus der Schweiz Kästen mit schwarzen Teilen bekannt, mit
 +
deutsch-sprachigen Anleitungen, die von 1914 bis 1916, also während des Ersten
 +
Weltkriegs, aus England dorthin geliefert wurden.
 +
Erst Ende 1916 gab man in England die schwarzen Teile wieder auf.<br/>
 
Warum man überhaupt schwarze Flachbänder herstellte, ist unbekannt.<br/>
 
Warum man überhaupt schwarze Flachbänder herstellte, ist unbekannt.<br/>
<b>Wollte sich Meccano auf diese Art von Stabil abgrenzen, das ja vernickelte  
+
<b>Wollte sich Meccano auf diese Art von Walther's Stabil abgrenzen, das  
Teile verwendete ?</b><br/>
+
ja vernickelte Teile verwendete?</b><br/>
  
  
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Zahlungsverkehr und jeglicher Handel zwischen den verfeindeten Ländern
 
Zahlungsverkehr und jeglicher Handel zwischen den verfeindeten Ländern
 
auf allen Seiten per Gesetz unterbunden.
 
auf allen Seiten per Gesetz unterbunden.
Patente, Lizenzen oder Schutzmarken, welche Angehörigen eines Feindstaates
+
Patente, Lizenzen oder Schutzmarken, welche Angehörigen eines Feindstaates  
gehörten, konnten vernichtet oder außer Kraft gesetzt werden.<ref name="DSZ1914_19" /><br/>
+
gehörten, konnten vernichtet oder außer Kraft gesetzt  
Das war damals ein übliches Verfahren. Deutschen Firmenniederlassungen (z.B. Krupp)
+
werden.<ref name="DSZ1914_19" /><br/>
erging es in England nicht anders.<ref name="DSZ1917" /><br/>
 
 
<br/>
 
<br/>
Mit dem Kriegsbeginn wurde die deutsche Niederlassung von Meccano als  
+
Mit dem Kriegsbeginn wurde deshalb auch die deutsche Niederlassung von Meccano  
Feindvermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt - man nannte es auch
+
als Feindvermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt - man nannte es auch
 
Zwangsverwaltung.
 
Zwangsverwaltung.
 
Die Geschäftsführung wurde interniert. Die Befugnisse von Frank Hornby und  
 
Die Geschäftsführung wurde interniert. Die Befugnisse von Frank Hornby und  
 
James Paul Porteus, dem damaligen Direktor der Niederlassung, ruhten.
 
James Paul Porteus, dem damaligen Direktor der Niederlassung, ruhten.
 
(Porteus hat später die Meccano-Niederlassung in den USA geleitet.)<br/>
 
(Porteus hat später die Meccano-Niederlassung in den USA geleitet.)<br/>
Als Treuhänder für die deutsche Meccano-Niederlassung wurde spätestens im  
+
Als Treuhänder oder Zwangsverwalter für die deutsche Meccano-Niederlassung  
Februar 1915 der Kursmakler Martin Hirschfeldt eingesetzt.<ref name="DSZ1915" />
+
wurde, spätestens im Februar 1915, der Kursmakler Martin Hirschfeldt durch
<br/><br/>
+
die Reichsregierung eingesetzt.<ref name="DSZ1915" /><br/>
 +
Das war damals ein übliches Verfahren. Deutschen Firmenniederlassungen
 +
(z.B. Krupp) erging es in England ähnlich.<ref name="DSZ1917" /><br/>
 +
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<b>Martin Hirschfeldt</b> hat nicht nur Kästen aus Lagerbeständen weiter
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<b>Martin Hirschfeldt</b> hat nicht nur Kästen aus Lagerbeständen abverkauft.  
abverkauft. <b>Er hat ab 1915 auch Meccano-Baukästen herstellen lassen.</b>
+
<b>Er hat ab 1915 auch Meccano-Baukästen herstellen lassen.</b>
 
Für das Weihnachtsgeschäft 1914 war in Deutschland an Meccano-Baukästen nur  
 
Für das Weihnachtsgeschäft 1914 war in Deutschland an Meccano-Baukästen nur  
 
noch verfügbar, was sich schon vor August 1914 in den Lagern in Deutschland  
 
noch verfügbar, was sich schon vor August 1914 in den Lagern in Deutschland  
 
befand.<br/>
 
befand.<br/>
 +
Für 1915 mussten aber viele Kästen neu zusammengestellt werden. Dies
 +
musste in Deutschland geschehen, denn der Import aus England war verboten.
 +
Solche Kästen sind nun gefunden worden.<br/>
 
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Aus der Sammlung von Henk Brouwer ist ein Konvolut bekannt aus einem
+
Aus der ehemaligen Sammlung von Henk Brouwer (&dagger;) ist ein Konvolut  
Meccano-Kasten 1, einem 1a und einem 2a. Da die Kästen als Paket erworben wurden,
+
bekannt aus einem Meccano-Kasten 1, einem 1a und einem 2a.  
kann man von einem aufeinander folgenden Entstehung der Kästen  
+
Da die Kästen als Paket erworben wurden, kann man von einem aufeinander  
ausgehen.<ref name="MecBa" /><br/>
+
folgenden Entstehung der Kästen ausgehen.<ref name="MecBa" /><br/>
 
Henk hat mir erlaubt, Bilder, die er von seinen Kästen gemacht hat, hier in
 
Henk hat mir erlaubt, Bilder, die er von seinen Kästen gemacht hat, hier in
überarbeiteter Form zu zeigen. Vielen Dank. Die Bilder sind meist in einer
+
überarbeiteter Form zu zeigen. Vielen Dank.<br/>
höheren Auflösung gespeichert, als sie hier angezeigt werden. Klicken Sie auf
+
<br/>
das Bild, wenn Sie eine höhere Auflösung suchen.<br/>
+
Der Kasten 1 wird hier nicht gezeigt. Er ist mit deutscher Beschriftung, wurde
Der Kasten 1, mit deutscher Beschriftung, ist aus England und enthält noch die
+
aus England importiert und enthält noch die um 1913 üblichen Meccano-Teile.  
um 1913 darin üblichen Meccano-Teile. Er wird hier nicht gezeigt.<br/>
+
Das [[#Johansson|Deckelbild]] eines zeitgenössischen Kastens folgt unten.<br/>
 
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[[Datei:MecMae-me1a.jpg|gerahmt|right|Kasten 1a von 1914/1915]]
 
[[Datei:MecMae-me1a.jpg|gerahmt|right|Kasten 1a von 1914/1915]]
Der <u>Kasten 1a</u>, ein Folgekasten, auch mit deutscher Beschriftung und
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Der <u>Kasten 1a</u>, ein Folgekasten, mit deutscher Beschriftung und
original englischen Teilen, zeigt aber auf dem Deckel eine Besonderheit.
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original englischen Teilen, zeigt auf dem Deckel eine Besonderheit.
Der Hinweis auf den Hersteller "MECCANO LTD., LIVERPOOL" wurde mit einem Zettel
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Unten auf dem Deckelbild wurde der Hinweis auf den Hersteller  
überklebt, der nun die
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"MECCANO LTD., LIVERPOOL" mit einem Zettel überklebt, der nun die
 
"Meccano G.m.b.H., Berlin C. 2, Burgstr. 28, Bürohaus Börse"
 
"Meccano G.m.b.H., Berlin C. 2, Burgstr. 28, Bürohaus Börse"
 
als Anschrift nennt.<br/>
 
als Anschrift nennt.<br/>
Offensichtlich handelt es sich bei dem Kasten 1a um Lagerware, die nach dem
+
Offensichtlich handelt es sich bei dem Kasten um Lagerware, die nach dem
 
Kriegsbeginn von der deutschen Meccano-Niederlassung vertrieben wurde.<br/>
 
Kriegsbeginn von der deutschen Meccano-Niederlassung vertrieben wurde.<br/>
England war nicht mehr erreichbar. Also musste man sich an die deutsche
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England war nicht mehr erreichbar. Also mussten die Kunden sich an die deutsche
Meccano G.m.b.H. in Berlin wenden, wenn man Kontakt wollte.<br style="clear:both;" />
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Meccano G.m.b.H. in Berlin wenden, wenn sie Kontakt zum Vertreiber haben
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wollten.<br style="clear:both;" />
 
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[[Datei:MecMae-MT2a.jpg|gerahmt|x211px|center|Deutscher Meccano-Kasten von ca. 1915/1916]]<br/>
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[[Datei:MecMae-MT2a_1.jpg|gerahmt|center|Deutscher Meccano-Kasten 2a von  
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ca. 1915/1916]]
 
Der dritte Kasten in Henks Paket ist ein <u>Kasten 2a</u>.
 
Der dritte Kasten in Henks Paket ist ein <u>Kasten 2a</u>.
 
Es ist eine eigene Sorte von Kästen. Entstanden ist der Kasten in Deutschland,
 
Es ist eine eigene Sorte von Kästen. Entstanden ist der Kasten in Deutschland,
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Der Deckel sagt nichts aus über die Herkunft des Kastens. Nur das Anleitungsheft
 
Der Deckel sagt nichts aus über die Herkunft des Kastens. Nur das Anleitungsheft
 
nennt den Hersteller. Es wurde in Deutschland gedruckt.<br/>
 
nennt den Hersteller. Es wurde in Deutschland gedruckt.<br/>
Nichts auf dem Karton, nichts im Anleitungsheft und kein Teil zeigt irgend einen
+
<b>Nichts auf dem Karton, nichts im Anleitungsheft und kein Teil zeigt irgend  
Hinweis auf Märklin oder irgend eine sonstige Firma.<br/>
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einen Hinweis auf Märklin oder irgend eine sonstige metallbearbeitende
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Firma.</b><br/>
 
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Hier handelt es sich ganz offensichtlich um einen Kasten aus der deutschen
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Hier handelt es sich ganz offensichtlich um einen <b>Kasten aus der deutschen
''Meccano G.m.b.H.'' unter Martin Hirschfeldt.<br/>
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Meccano G.m.b.H. unter Martin Hirschfeldt.</b><br/>
 
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Sämtliche Teile für den Kasten konnten entweder aus Lagervorräten
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Sämtliche Teile für den Kästen konnten entweder aus Lagervorräten
aus Friedenszeiten gedeckt werden oder mussten in Deutschland von örtlichen
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aus Friedenszeiten gedeckt werden, oder die Teile mussten in Deutschland von  
Werkstätten neu gefertigt werden. Da die Teile schon vor dem Krieg auch einzeln
+
örtlichen Werkstätten neu gefertigt werden.  
in den Spielwarenläden verkauft wurden, lagen entsprechende Vorräte bereit.
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Da die Teile schon vor dem Krieg auch einzeln in den Spielwarenläden verkauft  
Die in den Kästen häufiger vorkommenden Teile mussten zuerst nachgefertigt werden.
+
wurden, lagen entsprechende Vorräte bereit. Die in den Kästen häufiger  
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vorkommenden Teile mussten aber bald nachgefertigt werden.
 
Kriegsbedingt waren Kupfer und Messing als Material dafür nicht zulässig.<br/>
 
Kriegsbedingt waren Kupfer und Messing als Material dafür nicht zulässig.<br/>
 
Die meisten Flacheisen und insbesondere Platten aus dieser Zeit sind schwarz
 
Die meisten Flacheisen und insbesondere Platten aus dieser Zeit sind schwarz
 
lackiert. Die Räder sind aus Stahl, und man hat sie bronzefarben gestrichen.
 
lackiert. Die Räder sind aus Stahl, und man hat sie bronzefarben gestrichen.
Die Teile weisen keinerlei Prägung auf.<br/>
+
Die Teile weisen keinerlei Einprägung der Namen Meccano oder Märklin auf.<br/>
 
Welche Firmen oder Werkstätten diese neuen Meccano-Teile gefertigt haben,
 
Welche Firmen oder Werkstätten diese neuen Meccano-Teile gefertigt haben,
 
ist nicht bekannt. Es gab viele Firmen, die über entsprechendes Wissen verfügten
 
ist nicht bekannt. Es gab viele Firmen, die über entsprechendes Wissen verfügten
 
und die deshalb beteiligt gewesen sein könnten.
 
und die deshalb beteiligt gewesen sein könnten.
 
Die neuen Vorlagenhefte wurden z.B. von Bogdan Gisevius in Berlin gedruckt.
 
Die neuen Vorlagenhefte wurden z.B. von Bogdan Gisevius in Berlin gedruckt.
(Er druckte später auch für Märklin.)<br/>
+
(Er druckte 1917 die Hefte dann auch für Märklin.)<br/>
 +
[[Datei:MecMae-MT2a_g.jpg|gerahmt|right|Zahnrad 27 aus Kasten 2a]]
 +
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Zahnräder und Ritzel. Sie sind aus einem
 +
"Ersatzstoff" (Zink oder Aluminium) gefräst. Sie gleichen in ihrem Aussehen den
 +
früheren Meccano-Teilen von 1913 und einigen späteren Märklin-Teilen von 1917
 +
auffallend.
 +
Die Nabenbefestigung des 50-Zähne-Rades Nummer 27 erfolgte nach einem 1911 in
 +
England patentierten Verfahren.<ref name="EP1911_2085" />
 +
In die Zahnscheibe wurde dazu ein Ring um die Nabe eingeprägt, der das Material
 +
gegen die Nabe trieb.
 +
Das Verfahren wurde wegen des fertigungstechnischen und kostenmäßigen Aufwandes
 +
wahrscheinlich von keiner Werkstätte angewendet, welche nicht schon vor August
 +
1914 Zulieferer für Meccano war. In Deutschland ist als ein solcher Zulieferer
 +
zuerst Märklin anzunehmen.<br/>
 +
Ein weiteres Indiz für eine Beteiligung Märklins sind Funde von Federmotoren,
 +
von denen angenommen werden kann, dass Märklin sie damals nach Berlin
 +
geliefert hat.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
Die so entstandenen Kästen sind recht selten. Interessierte Spielwarenhändler
+
Die Kästen des Martin Hirschfeldt sind recht selten. Die Nachfrage bei
konnten Ende 1914 nicht mehr aus England beliefert werden. Und welcher Kunde
+
Spielwarenhändlern dürfte gering gewesen sein. Welcher Kunde wollte wohl in der  
wollte in der damaligen aufgeheizten Kriegsstimmung einen Baukasten kaufen,
+
damaligen aufgeheizten Kriegsstimmung einen Baukasten kaufen, der aus dem Land  
der aus dem Land des Feindes stammte. Da griff man eher zum deutschen Baukasten
+
des Feindes stammte. Da griff man lieber zum deutschen Baukasten
 
<b>Stabil</b>.<br style="clear:both;" />
 
<b>Stabil</b>.<br style="clear:both;" />
<br/>
 
Es gibt allerlei <b>beliebte Annahmen</b> über die Zusammenarbeit zwischen
 
Märklin und Meccano. So wird gerne geäußert, dass die Firma Märklin
 
bereits vor 1917 Teile für Meccano gefertigt haben soll.
 
Manche Autoren haben sogar schon vermutet, dass alle schwarzen Meccano-Teile
 
von Märklin schon ab 1911 gefertigt worden wären und nach England exportiert
 
worden wären. Historisch ist das jedoch höchst zweifelhaft.<br/>
 
Der "Inventor's Accessory Outfits" von Meccano enthielt fast nur schwarze Teile,
 
die frühestens 1915 erschienen - zu einer Zeit also, wo kein Export von
 
Deutschland nach England möglich war wegen des 1. Weltkriegs (ab Aug. 1914).
 
In Wirklichkeit hat Meccano die schwarzen Teile ab etwa 1912 in England selbst
 
hergestellt.<br/>
 
Weiter wurde vermutet, die Meccano-Kästen mit schwarzen Teilen und mit deutschen
 
Anleitungen wären von Märklin in Deutschland zusammengestellt worden.
 
Das ist wohl auch falsch.<br/>
 
Aus der Schweiz sind Kästen mit schwarzen Teilen bekannt, mit
 
deutsch-sprachigen Anleitungen, die während des 1. Weltkrieg aus
 
England dorthin geliefert wurden (z.B. in 1916).
 
In Wirklichkeit hat Meccano die Kästen auch früher schon mit schwarzen Teilen
 
und deutschen Anleitungen selbst zusammengestellt, in England, als vollständige
 
Kästen. Selbst die Anleitungen wurden in England gedruckt, erkennbar am
 
Druckereinamen und deren Adresse auf den Anleitungsheften.<br/>
 
Nun gibt es Vermutungen, der Treuhänder, der die deutsche Meccano-Niederlassung
 
in Deutschland 1914-1917 leitete, habe sich an Märklin gewandt, um von dort
 
die Teile beziehen zu können.<br/>
 
Das kann nicht ausgeschlossen werden - Märklin wäre dann als ein namenloser
 
Subunternehmer aufgetreten. Es gibt dafür aber keinerlei historische Belege.
 
Es ist eher unwahrscheinlich, dass Märklin beteiligt war, denn die Qualität der
 
ab 1917 von Märklin gefertigten Teile ist besser als jene aus den Kästen
 
des Treuhänders.
 
Zudem war die wirtschaftliche Lage 1917 schlechter als davor, was vielmehr auf
 
eine schlechtere Qualität der Teile ab 1917 schließen lässt.<br/>
 
Einige, die vermuten, Märklin habe bereits vor 1917 Teile für Meccano hergestellt,
 
meinen auch, dass das Märklin-Logo schon vor 1917 auf Meccano-Kästen angebracht
 
worden sei. Das wäre allerdings höchst ungewöhnlich. Dazu hätte Märklin
 
zumindest Teilhaber der Firma Meccano gewesen sein müssen.
 
So lange Märklin aber nur hypothetischer Subunternehmer gewesen wäre, hätte
 
eine Firma, wie Meccano, es nicht geduldet, dass das Logo eines Subunternehmers
 
auf ihren Kästen erschienen wäre.
 
Es besteht nun einmal der Grundsatz, dass auf den Kastendeckeln das Logo des
 
Herstellers aufgedruckt ist, nicht das Logo seines Subunternehmers - selbst
 
dann nicht, wenn dieser Subunternehmer beabsichtigt, den Hersteller in
 
absehbarer Zeit zu übernehmen.<br/>
 
  
  
Zeile 327: Zeile 331:
 
Märklin-Metallbaukastens"<ref name="Fitting" /> dargelegt.<br/>
 
Märklin-Metallbaukastens"<ref name="Fitting" /> dargelegt.<br/>
 
Allerdings ist der Teilsatz "und integrierte das Sortiment in das eigene seit
 
Allerdings ist der Teilsatz "und integrierte das Sortiment in das eigene seit
1914 bestehende" höchst zweifelhaft. Von 1914 bis 1917 hat Märklin keine eigenen
+
1914 bestehende" höchst zweifelhaft.<br/>
Metallbaukästen verkauft oder in Katalogen angeboten. Es wurden bisher auch keine
+
Märklin hat nämlich bis 1917 <u>keine</u> eigenen Metallbaukästen
Märklin-Baukästen aus dieser Zeit gefunden.<br/>
+
verkauft oder in Katalogen oder Reklame angeboten.
Fitting zitiert dabei aus der "Märklin-Chronik" von Kampmann<ref name="Kampm" />,
+
Es wurden bisher auch keine Märklin-Baukästen aus dieser Zeit gefunden.<br/>
welcher selbst auf mündliche Interviews mit Claudius Märklin zurückgreift,
+
Der Artikel von Fitting beweist jedoch, dass Märklin erst am 16.2.1918 (und  
die dieser in den 50er oder 60er Jahren gab. 40 Jahre nach dem wirklichen
+
nicht früher) das Warenzeichen "Meccano" in Deutschland rechtsgültig besaß.<br/>
Geschehen kann die Erinnerung daran jedoch schon mal verblasst sein.<br/>
 
<!--Es gibt Hinweise, dass man bei Märklin schon vor August 1917 über einen eigenen
 
Metallbaukasten nachdachte. Meines Wissens existierten rüdimentäre Vorstellungen
 
über eine Meccano-Kopie, bei der man noch keine Teilenummern hatte und wo
 
einige Teile (etwa das Flachstück) fehlten.
 
Eigene Modelle hatte man anscheinend 1917 auch noch keine.<br/>-->
 
Ich vermute, ein Märklin-Mitarbeiter sollte sich ab August 1914 so nebenher mit
 
dem Thema befassen. Aber die Priorität war niedrig und der Mitarbeiter hatte
 
kaum Zeit dafür.<br/>
 
Es gab diese angeblichen Märklin-Kästen 1914-1917 aber <u>nicht im Handel</u>.<br/>
 
 
<br/>
 
<br/>
 
Bestätigt wird die Übernahme der deutschen Meccano-Niederlassung in der
 
Bestätigt wird die Übernahme der deutschen Meccano-Niederlassung in der
Zeile 364: Zeile 358:
 
<br/>
 
<br/>
 
Hierzu konnte ich keine Quellen finden. Deshalb kann ich nur mit meiner eigenen
 
Hierzu konnte ich keine Quellen finden. Deshalb kann ich nur mit meiner eigenen
persönlichen Vermutung dienen.<br/>
+
persönlichen Vermutung dienen:<br/>
 
<i>Martin Hirschfeldt habe zwar versucht, das Geschäft der deutschen  
 
<i>Martin Hirschfeldt habe zwar versucht, das Geschäft der deutschen  
 
Meccano-Gesellschaft aufrecht zu erhalten und Baukästen zu produzieren und zu  
 
Meccano-Gesellschaft aufrecht zu erhalten und Baukästen zu produzieren und zu  
Zeile 380: Zeile 374:
 
der Männer. Die Großeltern standen in den enorm langen Schlangen vor den  
 
der Männer. Die Großeltern standen in den enorm langen Schlangen vor den  
 
Lebensmittelläden, um wenigstens etwas an Essen zu bekommen.  
 
Lebensmittelläden, um wenigstens etwas an Essen zu bekommen.  
In 1917/18 hungerten viele Menschen in Deutschland.<br/>
+
In 1917/18 hatten viele Menschen in Deutschland Hunger.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
  
[[Datei:MecMae-1917r.jpg|gerahmt|x274px|right|Reklame 1917-1919]]
+
[[Datei:MecMae-1917r.jpg|x274px|thumb|right|Reklame für Meccano-Kästen der
 +
Firma Märklin, 1917-1919]]
 
Vom 20.9.1917 bis 24.4.1919 erschienen mehrmals Anzeigen mit dem Titel
 
Vom 20.9.1917 bis 24.4.1919 erschienen mehrmals Anzeigen mit dem Titel
"Meccano Metallbaukasten früher englisch jetzt deutsch!"<ref name="RMeMa1" />
+
"Meccano Metallbaukasten früher englisch jetzt  
 +
deutsch!"<ref name="RMeMa1" />
 
Als Fabrikant wird die Firma Märklin genannt.<br/>
 
Als Fabrikant wird die Firma Märklin genannt.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
 
Das Handelsbüro der Meccano-Gesellschaft in Berlin wurde 1918 von Märklin
 
Das Handelsbüro der Meccano-Gesellschaft in Berlin wurde 1918 von Märklin
 
geschlossen. 1919 war Märklin (oder Meccano) nicht mehr im
 
geschlossen. 1919 war Märklin (oder Meccano) nicht mehr im
Berliner Adressbuch zu finden.
+
Berliner Adressbuch zu finden. <!--, obwohl es nach der zweiten Gründung 1928?
 +
bis 1934 noch Ausstellungsräume in Berlin S42, Ritterstraße 35, gab.-->
 
Die Aufgaben des Berliner Büros wurden nun von Göppingen aus erledigt.
 
Die Aufgaben des Berliner Büros wurden nun von Göppingen aus erledigt.
 
Als Folge davon findet man nun die Berliner Adresse auch nicht mehr auf den
 
Als Folge davon findet man nun die Berliner Adresse auch nicht mehr auf den
Bauanleitungen und Deckelbildern.<br/>
+
Anleitungsheften.<br/>
Wenn man also auf dem Deckelbild eines Meccano-Märklin-Kasten die Berliner  
+
<b>Wenn man also auf dem Anleitungsheft eines Meccano-Märklin-Kasten noch die  
Adresse noch findet, so wäre dieser Kasten dem Jahr 1917 zuzuordnen.  
+
Berliner Adresse findet, so sind diese Kästen dem Jahr 1917 zuzuordnen.  
Wenn man dagegen auf dem Deckelbild nur noch die Göppinger Adresse findet,
+
Wenn man dagegen auf dem Anleitungsheft nur noch die Göppinger Adresse findet,
so wären die Jahre 1918/1919 passend.<br style="clear:both;" />
+
so wären die Jahre 1918/1919 passend.</b><br style="clear:both;" />
 
<br/>
 
<br/>
 
Mit der Übernahme durch Märklin wurde das Äußere der Kästen wieder annähernd  
 
Mit der Übernahme durch Märklin wurde das Äußere der Kästen wieder annähernd  
so hergestellt, wie es die Kunden von 1914 her kannten.<br/>
+
so hergestellt, wie es die Kunden von 1914 her kannten.
 
Als <b>Deckelbild</b> wurde das bunte Motiv von 1914 mit der großen Aufschrift
 
Als <b>Deckelbild</b> wurde das bunte Motiv von 1914 mit der großen Aufschrift
"MECCANO" neu aufgelegt.<br/>
+
"MECCANO" in leicht geänderter Form neu aufgelegt.
<br/>
+
Als Hersteller wird dort immer Märklin in Göppingen genannt.<br/>
  
[[Datei:MecMae-1917.jpg|gerahmt|x233px|center|Märklin-Kasten von etwa 1917 und Meccano-Kasten von etwa 1913]]<br/>
+
<div id="Johansson"></div>
 +
[[Datei:MecMae-1917_1.jpg|gerahmt|center|Oben: Originaler Meccano-Kasten 1 von  
 +
etwa 1913; unten: Meccano-Kasten 1 von Märklin, etwa 1917]]
 
Das Bild oben hat mir Bengt Johansson zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.<br/>
 
Das Bild oben hat mir Bengt Johansson zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.<br/>
Auf der <u>linken Seite</u> sieht man einen Meccano-<u>Märklin</u>-Kasten 1 von etwa
+
Bei dem neuen Meccano-Kasten von Märklin (unten im Bild) wurde der Eiffelturm  
1917. <u>Rechts</u> ist ein <u>Meccano</u>-Kasten 1 von etwa 1913 zu sehen.<br/>
+
auf der linken Seite des Bildes durch eine Variante des Meccano-Turms von 1912  
Bei dem neuen Meccano-Märklin-Kasten wurde der Eiffelturm auf der linken Seite  
+
ersetzt, der im Sockel das damalige Märklin-Logo (ein Wappenschild mit den  
des Bildes durch eine Variante des Meccano-Aussichtsturm von 1912 ersetzt, der  
+
Buchstaben M und G übereinander) zeigt.<br/>
im Sockel das damalige Märklin-Logo (ein Wappenschild mit den Buchstaben  
 
M und G übereinander) zeigt.
 
Unter dem Deckelbild ist eindeutig die Firma Märklin als Hersteller genannt.<br/>
 
Es steht dort "FABRIK FEINER METALLSPIELWAREN, MECCANO-BAUKASTEN,
 
GEBR. MÄRKLIN & CIE., GÖPPINGEN (WÜRTTBG.)".<br/>
 
Auf dem älteren Meccano-Deckelbild steht hingegen "MANUFAKTUR VON MECCANO LTD.,
 
LIVERPOOL, England.&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;PATENTIERT IN ENGLAND UND IM AUSLANDE.";<br/>
 
ab 1914 dann "ALLEINFABRIKATION VON: MECCANO Ltd., LIVERPOOL, Engl.
 
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Patentiert in der ganzen Welt."<br/>
 
 
<br/>
 
<br/>
Das linke Deckelbild wurde bis 1919 vom Märklin verwendet.<br/>
+
Unten auf dem Deckelbild des originalen deutsch-sprachigen Meccano-Kastens
Es wurde mehrfach schon vermutet, dass das linke Deckelbild schon vor Juli 1917
+
von 1913 steht<br/>
verwendet worden wäre. Das wäre denkbar, wenn Märklin damals zumindest Teilhaber
+
"MANUFAKTUR VON MECCANO LTD., LIVERPOOL, England.&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;
der deutschen Niederlassung von Meccano gewesen wäre. Dazu aber gibt es wirklich
+
PATENTIERT IN ENGLAND UND IM AUSLANDE.";<br/>
keinerlei Hinweise. Es kann deshalb mit Sicherheit behauptet werden:<br/>
+
ab 1914 wurde das geändert in<br/>
<b>Jeder Meccano-Baukasten mit deutscher Beschriftung, welcher den Namen "Märklin"
+
"ALLEINFABRIKATION VON: MECCANO Ltd., LIVERPOOL, Engl.&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;
irgendwo aufweist, ist in die Jahre 1917-1919 einzuordnen.</b><br/>
+
Patentiert in der ganzen Welt."<br/>
 
<br/>
 
<br/>
Bei der Bestückung der Kästen wurden zuerst die Restbestände aus früherer Zeit  
+
Unten auf dem Deckelbild der Grundkästen der Firma Märklin steht hingegen<br/>
aufgebraucht.
+
"FABRIK FEINER METALLSPIELWAREN, MECCANO-BAUKASTEN, GEBR. MÄRKLIN & CIE.,
 +
GÖPPINGEN (WÜRTTBG.)".<br/>
 +
Auf den Folgekästen findet man<br/>
 +
"ALLEINIGE SCHUTZRECHTE IN DEUTSCHLAND, FÜR MECCANO GEBR. MÄRKLIN & CIE.,
 +
GÖPPINGEN (WTTBG.)"<br/>
 +
<br/>
 +
Das untere Deckelbild wurde bis 1919 vom Märklin verwendet.<br/>
 +
<br/>
 +
Aufgrund der Funde und aufgrund der Veröffentlichungen in der damaligen Presse
 +
kann deshalb mit Sicherheit behauptet werden:<br/>
 +
<b>Jeder Meccano-Baukasten, welcher den Namen "Märklin" irgendwo aufweist, wurde
 +
von Märklin hergestellt und ist in die Jahre 1917-1919 einzuordnen.</b><br/>
 +
<br/>
 +
Bei der Bestückung von Märklins Meccano-Kästen wurden zuerst die Restbestände  
 +
aus früherer Zeit aufgebraucht.
 
Es kann vermutet werden, dass Märklin zunächst nicht alle Teile selbst  
 
Es kann vermutet werden, dass Märklin zunächst nicht alle Teile selbst  
herstellte und Zulieferer beauftragte - zumindest in der Anfangszeit.<br/>
+
herstellte und Zulieferer beauftragte - zumindest in der Anfangszeit.
 
Da einige der gefundenen Kästen einzelne Teile in Friedensqualität enthalten,  
 
Da einige der gefundenen Kästen einzelne Teile in Friedensqualität enthalten,  
 
kann man ersehen, dass noch viel Lagerware aus Friedenszeiten zur Bestückung  
 
kann man ersehen, dass noch viel Lagerware aus Friedenszeiten zur Bestückung  
 
verfügbar war. Dazu kamen die Teile, die Martin Hirschfeldt hat fertigen lassen.
 
verfügbar war. Dazu kamen die Teile, die Martin Hirschfeldt hat fertigen lassen.
Die Firma Märklin begann aber mehr und mehr Teile selbst zu fertigen.<br/>
+
Die Firma Märklin begann aber mehr und mehr, die Teile selbst herzustellen.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
[[Datei:MecMae-no5.jpg|gerahmt|225px|right|Teil 5 von 1913 und von 1917]]
+
[[Datei:MecMae-no5.jpg|225px|thumb|right|Teil 5 von 1913 und von 1917]]
Bengt Johansson hat mir ein Bild des Teiles 5 und ein Bild des Teiles 24
+
Bengt Johansson hat mir ein Bild des Teiles 5 aus seinen beiden oben gezeigten  
aus seinen beiden oben gezeigten Kästen zukommen lassen. Vielen Dank.<br/>
+
Kästen zukommen lassen. Vielen Dank.
 +
Auf der linken Seite des Bildes liegt das 5-Loch-Flachband aus dem in England
 +
hergestellten Meccano-Kasten von 1913. Das Teil hat keine Prägung und ist
 +
abgenutzt. (Nicht immer haben Meccano-Teile eine Prägung.)<br/>
 +
Auf der rechten Seite im Bild ist das gleiche Teil 5 aus Bengts Kasten von
 +
Märklin zu sehen. Der Name "MECCANO" und das Märklin-Logo sind eingeprägt.
 +
Diese Teile haben einen bläulichen Schimmer und sind nicht rein schwarz.
 +
Bei der Herstellung wurden sie noch glühend in heißem Öl abgeschreckt.
 +
Bei Meccano in England wurde dieses Verfahren zum Schwärzen von Metall nicht
 +
angewandt. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eines der ersten Teile,
 +
die Märklin selbst gefertigt hat.<br/>
 +
Es wurden zudem etliche Fehler an Flachbändern aus dieser Zeit gefunden, etwa
 +
Stanzfehler, falsche Abrundungen, fehlerhafte Oberflächenbehandlungen.
 +
Märklin musste wohl erst noch einen optimalen Weg der Herstellung finden.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
Das Bild rechts zeigt auf seiner linken Seite ein Teil 5 (5-Loch-Flachband) aus
+
Die Platten 52-54 von Märklin sind 1917 noch schwarz lackiert. Erst 1918
seinem in England hergestellten Meccano-Kasten von 1913. Das Teil hat keine
+
sind sie nach dem neuen Verfahren oberflächenbehandelt.<br/>
Prägung und ist etwas abgenutzt.
 
(Nicht immer haben Meccano-Teile eine Prägung.)<br/>
 
Auf der rechten Seite im Bild ist ein Teil 5 aus Bengts Meccano-Märklin-Kasten
 
von 1917 zu sehen. Der Name "MECCANO" und das Märklin-Logo sind eingeprägt.
 
Diese Teile haben einen bläulichen Schimmer, sind nicht rein schwarz und wurden
 
wahrscheinlich in heißem Öl brüniert. Bei Meccano in England wurde dieses
 
Verfahren zum Schwärzen von Metall nicht angewandt.
 
Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eines der ersten Teile, die Märklin
 
selbst gefertigt hat.<br/>
 
 
<br/>
 
<br/>
Die Platten 52 und 54 sind dagegen 1917 noch schwarz lackiert.<br/>
+
[[Datei:MecMae-no24.jpg|gerahmt|right|Teil 24 von 1913 und von 1917]]
Etwa 1919 hat man dann mit dem Einprägen von "MECCANO" und Märklin-Logo
+
Das Bild rechts (auch von Bengt Johansson) zeigt Scheibenräder, Teil 24.
aufgehört.<br style="clear:both;" />
+
Das linke Exemplar stammt aus dem in England hergestellten Kasten von 1913.
 +
Es ist aus Messing und zeigt eine Prägung.<br/>
 +
Das rechte Exemplar lag im Meccano-Kasten von Märklin.
 +
Es ist nicht aus Messing. Ob das Teil von Märklin hergestellt wurde, oder ob es
 +
aus Martin Hirschfeldts Bestand stammte, konnte anhand von Teilevergleichen
 +
nicht ermittelt werden. Wahrscheinlich stammt es von Hirschfeldt.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
[[Datei:MecMae-no24.jpg|gerahmt|459px|right|Teil 24 von 1913 und von 1917]]
+
[[Datei:MaeNaben.jpg|gerahmt|right|Verschiedene Naben an Märklin-Rädern von
Das Bild rechts zeigt Scheibenräder, Teil 24. Das linke Exemplar stammt aus dem
+
1917 bis etwa 1922]]
in England hergestellten Kasten von 1913. Es ist aus Messing und zeigt eine
+
Norbert Klimmek hat mir verschiedene Märklin-Rädere aus der Zeit ab 1917
Prägung.<br/>
+
gezeigt. (Siehe Bild rechts.) Man erkennt eine reiche Vielfalt an Naben.
Das rechte Exemplar lag dagegen im Meccano-Märklin-Kasten von 1917.
+
Märklin musste eben erst noch lernen, welche Nabenbefestigung optimal ist.<br/>
Es ist nicht aus Messing. Ob das Teil von Märklin hergestellt wurde, oder ob es
+
<br/>
aus Martin Hirschfeldts Bestand stammte, konnte anhand von Teilevergleichen noch
+
Einige Nabenbefestigungen erfolgten nach dem 1911 in England patentierten
nicht ermittelt werden.<br/>
+
Verfahren<ref name="EP1911_2085" /> von Meccano, bei dem ein Ring um die Nabe
 +
in die Scheibe eingeprägt wurde, und der so das Material gegen die Nabe trieb.
 +
Das Verfahren war aufwändig und kostspielig, so dass es wahrscheinlich nur
 +
von Werkstätten angewendet wurde, welche schon vor August 1914 Zulieferer
 +
für Meccano waren. Damit haben wir das Indiz, dass Märklin damals schon ein
 +
solcher Zulieferer für Meccano war.<br/>
 +
Da 1917 nur einige Teile diese Naben aufweisen, kann man annehmen, dass bei
 +
Märklin lediglich eine Presse mit der erforderlichen Form ausgestattet war.
 +
1917 musste man für die Nabenbefestigung eben noch andere Methoden einsetzen,
 +
um den Bedarf an Rädern zu decken. Dieser Bedarf dürfte wegen der Kriegszeit
 +
jedoch nicht besonders groß gewesen sein.
 +
Daraus wiederum ergibt sich, dass die Menge der vor April 1914 für Meccano
 +
gefertigten Teile gering gewesen sein muss.<br/>
 +
Welche Teile vor August 1914 an Meccano geliefert wurden, ist fraglich.
 +
Zahnräder waren bestimmt dabei. Bei den übrigen Rädern (Scheibenräder,
 +
Flanschenräder) gibt es nicht genug Anhaltspunkte.<br/>
 +
<br/>
 +
Die Lieferung von schwarzen Flachbändern vor 1917 kann man aber ausschließen.
 +
Märklin musste 1917 erst noch lernen, solche Teile rationell und hochwertig
 +
zu fertigen.<br/>
 +
Man kann annehmen, dass die Auftragsfertigung für Meccano auch erst Anfang
 +
bis Mitte 1914 begann - eben erst nach den bekannten Verhandlungen von 1914
 +
über eine erweiterte Zusammenarbeit mit Meccano in England.
 +
Es gibt über diese Lieferungen keine Hinweise oder gar Quellen. Es sind keine
 +
Teile aus der Zeit vor August 1914 bekannt, die man Märklin zuordnen
 +
könnte.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
Zahnräder, die noch unter Hirschfeldt beschafft wurden,
+
Manche der auf dem Bild gezeigten Teile haben die Einprägung des Namens
sind in gleicher Art auch in den Meccano-Märklin-Kästen enthalten.  
+
"MECCANO" und die des Märklin-Logos. Die Prägung erfolgte <u>vor</u> der
Es wurde jedoch das Märklin-Logo eingeprägt.<br/>
+
Montage der Nabe - der eingeprägte Ring für die Nabe liegt über dem
 +
Märklin-Logo.<br/>
 
Nach dem Ende der Kriegshandlungen, also Ende 1918, durften Teile wieder aus
 
Nach dem Ende der Kriegshandlungen, also Ende 1918, durften Teile wieder aus
Messing gefertigt werden.<br style="clear:both;" />
+
Messing gefertigt werden. Das ist eine weitere Datierungshilfe.<br/>
 +
Man hat mit dem Einprägen von "MECCANO" und Märklin-Logo nach und nach
 +
aufgehört. 1919 gab es die Prägung nicht mehr.<br/>
 +
<br/>
 +
Märklin hatte bereits vor dem Ersten Weltkrieg <b>Federmotore</b> für Meccano
 +
nach England geliefert. Restbestände und Bestandteile solcher Motore waren 1917
 +
noch in den Lagern in Göppingen vorhanden. Übrig gebliebene Seitenplatten der
 +
Motore hatten eine sechseckige Prägung "MECCANO LTD LIVERPOOL ENG".
 +
Diese Prägung hat man bei Märklin spätestens 1919 aus den Seitenplatten
 +
herausgestanzt. Die so entstandene Öffnung konnten sich später viele Anwender
 +
nicht erklären.<ref name="CWMot" /><br/>
 +
<br/>
 +
Norbert Klimmek hat mehrere Konvolute von deutschen Meccano-Kästen aus den
 +
Zeiten 1913-1918 restauriert und seine Erfahrungen mit vielen Bildern im
 +
Internet dokumentiert.<ref name="Kli" />.
 +
<br style="clear:both;" />
  
  
 
==Der Metallbaukasten Märklin==
 
==Der Metallbaukasten Märklin==
  
[[Datei:Mae_rekl.jpg|gerahmt|x478px|right|Eine der ersten Reklamen für den Metallbaukasten Märklin von 1919]]
+
[[Datei:Mae_rekl.jpg|x478px|thumb|right|Eine der ersten Reklamen für den  
 +
Metallbaukasten Märklin von 1919]]
 
In den Anzeigen in der Spielwarenpresse ist spätestens vom 25.6.1919 an nur
 
In den Anzeigen in der Spielwarenpresse ist spätestens vom 25.6.1919 an nur
 
noch vom <b>Metallbaukasten Märklin</b> die Rede, manchmal noch mit dem
 
noch vom <b>Metallbaukasten Märklin</b> die Rede, manchmal noch mit dem
Zeile 486: Zeile 541:
 
Ausstattung</i>.<br/>
 
Ausstattung</i>.<br/>
 
Infolge des Versailler Vertrages war der Firma Märklin zudem die Verwendung
 
Infolge des Versailler Vertrages war der Firma Märklin zudem die Verwendung
des Wortes "Meccano" untersagt worden, weil "Meccano" nun wieder als das
+
des Markennamen "Meccano" untersagt worden, weil "Meccano" nun wieder als das
 
Erzeugnis einer englischen Firma galt.<ref name="MAE23" />
 
Erzeugnis einer englischen Firma galt.<ref name="MAE23" />
Ob das Verbot schon 1919 oder erst 1923 erfolgte, wäre noch zu prüfen.<br/>
+
<!-- Ob das Verbot schon 1919 oder erst 1923 erfolgte, wäre noch zu prüfen. -->
In diesem Zusammenhang wurde auch das <b>Deckelbild</b> der Kästen geändert.
+
<br/>
 +
Auch das <b>Deckelbild</b> der Kästen wurde nun geändert.
 
Es zeigt ab 1919 den Jungen mit dem <b>Drehkran</b>, welcher bis 1942 auf den
 
Es zeigt ab 1919 den Jungen mit dem <b>Drehkran</b>, welcher bis 1942 auf den
Märklin-Metallbaukästen zu finden ist.<br/>
+
Metallbaukästen von Märklin zu finden ist.<br/>
 
<br/>
 
<br/>
 
+
Der Teileumfang der neuen Metallbaukästen Märklin entsprachen zunächst einmal  
Der Teileumfang der neuen Märklin-Metallbaukästen entsprachen zunächst einmal  
+
dem von Meccano in 1914. Die Meccano-Teile wurden bis zur Nummer 65 in den  
dem von Meccano in 1914. Die Teile wurden bis zur Nummer 65 in den neuen Baukasten
+
neuen Baukasten übernommen. Teil 65, die Center Fork oder der Drehbank-Dreizack,
übernommen. Teil 65, die Center Fork oder der Drehbank-Dreizack, wurde von  
+
wurde von Märklin jedoch bald aufgegeben.
Märklin jedoch bald aufgegeben.
+
Märklin kopierte auch die bisherigen Meccano-Modelle des Jahres 1913,  
Märklin kopierte auch die bisherigen Meccano-Modelle, entwickelte
+
entwickelte aber rasch weitere eigene Modelle. Vermutlich schon Ende 1919,  
aber rasch weitere eigene Modelle. Vermutlich schon Ende 1919, spätestens 1920,
+
spätestens 1920, enthielten die Kästen dann auch von Märklin neu entwickelte  
enthielten die Kästen dann auch von Märklin neu entwickelte Teile, die es  
+
Teile, die es vorher bei Meccano in dieser Form nicht gab.<br/>
vorher bei Meccano in dieser Form nicht gab.<br/>
 
  
 
Die Märklin-Preislisten<ref name="MAEp" /> nannten schon Anfang 1919 die  
 
Die Märklin-Preislisten<ref name="MAEp" /> nannten schon Anfang 1919 die  
Zeile 511: Zeile 566:
 
Es wurde schon gerätselt, ob nicht Formen zur Herstellung von Kriegsmaterial
 
Es wurde schon gerätselt, ob nicht Formen zur Herstellung von Kriegsmaterial
 
nun für die Herstellung von Metallbaukastenteilen umfunktioniert wurden.<br/>
 
nun für die Herstellung von Metallbaukastenteilen umfunktioniert wurden.<br/>
(Im Blatt Meccano-Maerklin Preiserhöhung ab 1.Mai 1919 sind die beiden
+
<!--(Im Blatt Meccano-Maerklin Preis-Erhöhung ab 1. Mai 1919 sind die beiden
Platten 66 und 67 vermerkt, jedoch nicht Nr 68 und Nr 69.  
+
Runden Platten 66 und 67 vermerkt, jedoch nicht Nr. 68 und Nr. 69.  
Zur genauen Datierung muss man bei Märklin auf die Preislisten zurückgreifen,  
+
Zur genauen Datierung muss man bei Märklin auf die Preislisten zurückgreifen,  
nicht nur auf die Kataloge.)<br/>
+
nicht nur auf die Kataloge.)<br/>-->
  
 
Der "Große Ring" (Teil 68, später 11095) entstand erst Ende 1919 und war eine
 
Der "Große Ring" (Teil 68, später 11095) entstand erst Ende 1919 und war eine
fundamentale Neuerung. Ein Rad dieser Größe gab es bisher bei Meccano noch nicht.
+
fundamentale Neuerung.  
Welche Überlegungen allerdings zum fertigungstechnisch recht aufwändigen Wulst
+
Ein Rad dieser Größe gab es bisher bei Meccano noch nicht.
im Innern des Großen Ringes geführt haben mögen, konnte mir selbst die
+
Welche Überlegungen allerdings zur fertigungstechnisch recht aufwändigen  
Firma Märklin auf meine Anfrage, die ich dort vor Jahren einmal stellte, nicht
+
Schnurrille im Innern des Großen Ringes geführt haben mögen, konnte mir selbst  
beantworten. Sie hatten keine Unterlagen aus der damaligen Zeit mehr.<br/>
+
die Firma Märklin auf meine Anfrage, die ich dort vor Jahren einmal stellte,  
 +
nicht beantworten. Sie hatten keine Unterlagen aus der damaligen Zeit mehr.<br/>
  
 
Auch die Klammer (Teil 86, später 14130) und die Unterlegscheibe (Teil 87,
 
Auch die Klammer (Teil 86, später 14130) und die Unterlegscheibe (Teil 87,
Zeile 551: Zeile 607:
 
Insgesamt entstand mit dem Metallbaukasten Märklin ein System mit beachtlichen
 
Insgesamt entstand mit dem Metallbaukasten Märklin ein System mit beachtlichen
 
Vorteilen.
 
Vorteilen.
Der größte damalige Metallbaukasten von Märklin, der Kasten 6, war bis 1923 wohl  
+
Der größte damalige Metallbaukasten von Märklin, der Kasten 6, war bis 1923  
der größte Metallbaukasten überhaupt. Erst als Meccano dann 1923 den Kasten 7  
+
wohl der größte Metallbaukasten überhaupt. (Naja, Bings Structator 8 war
herausbrachte, war dieser der größte. Märklin hat sich nicht bemüht,
+
vielleicht noch größer, kann aber vom Inhalt her kaum verglichen werden.)
einen Kasten vergleichbarer Größe dagegen zu setzen. 1923 hätte man einen  
+
Erst als Meccano dann 1923 den Kasten 7 herausbrachte, war dieser der größte.  
solchen Kasten in Deutschland kaum verkaufen können. Man denke nur an die
+
Märklin hat sich nicht bemüht, einen Kasten vergleichbarer Größe dagegen zu  
Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen, an die Reparationszahlungen,
+
setzen. 1923 hätte man einen solchen Kasten in Deutschland kaum verkaufen  
die galoppierende Inflation - einige Menschen litten sogar Hunger!<br/>
+
können. Man denke nur an die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische  
 +
Truppen, an die ausufernden Reparationszahlungen, die galoppierende Inflation -  
 +
einige Menschen litten sogar Hunger!<br/>
 +
 
 +
 
 +
== Gerüchte und Halbwahrheiten ==
 +
 
 +
Nachdem ich hier nun versucht habe, Fakten darzulegen, so möchte ich nun auch
 +
etwas verweilen bei einigen zweifelhaften Aussagen zur Geschichte des Märklin
 +
Metallbaukastens.<br/>
 +
<br/>
 +
Im Jahr 1989 erschien von Märklin ein Jubiläumskasten mit der Nummer 1075.
 +
Auf dem Deckelbild stand "1914-1989 Seit 75 Jahren Metallbaukasten von
 +
Märklin".
 +
2014 wurde ein Turmdrehkran Nummer 10891 als eine Neuigkeit angekündigt. Zum
 +
Jubiläum "100 Jahre Märklin Metallbaukasten" sei er gefertigt worden.<br/>
 +
Wenn man jetzt zurückrechnet, kommt man auf das Anfangsjahr 1914. Aber 1914
 +
hat Märklin keine Metallbaukästen gefertigt, sondern war bestenfalls Zulieferer
 +
für Meccano.
 +
Auch in Fittings Schrift "Die Geschichte des
 +
Märklin-Metallbaukastens"<ref name="Fitting" /> wird das "eigene seit 1914
 +
bestehende" System erwähnt.<br/>
 +
Fitting zitierte dabei wörtlich aus der "Märklin-Chronik" von
 +
Kampmann<ref name="Kampm" />,
 +
welcher selbst auf mündliche Interviews mit Claudius Märklin zurückgreift,
 +
die dieser in den 50er oder 60er Jahren gab. 40 Jahre nach dem wirklichen
 +
Geschehen kann die Erinnerung daran jedoch schon mal verblasst sein.<br/>
 +
Wenn man nämlich nach diesem "eigenen System" sucht, findet man nichts, in
 +
keinem Prospekt, in keinem Katalog und in keiner Reklame der Firma Märklin.
 +
Selbst wenn man bei Märklin damals derartige Kästen geplant hätte, so waren
 +
diese angeblichen Märklin-Kästen in den Jahren 1914-1917 definitiv <u>nicht im
 +
Handel</u>.<br/>
 +
Anscheinend kennt man bei Märklin die eigene Geschichte nicht so genau.<br/>
 +
<br/>
 +
Ein andere Aussage in Fittings "Geschichte des
 +
Märklin-Metallbaukastens"<ref name="Fitting" /> sorgt für weitere Unklarheit.
 +
Fitting schrieb, Märklin sei <i>schon vor dem Ersten Weltkrieg
 +
Generalvertreter der Meccano Ltd. für den ganzen Kontinent gewesen</i>.<br/>
 +
Ein unbedarfter Leser kann durch diesen Teilsatz verleitet werden zu glauben,
 +
dass Märklin bis zum August 1914 Handelsbevollmächtigter für Meccano in Europa
 +
gewesen sei, und zwar seit der Zeit, als man Meccano-Kästen erstmals außerhalb
 +
Englands verkauft hätte. Das ist falsch.<br/>
 +
Bis in das Jahr 1910 war die Firma Weimar in Rotterdam Generalvertreter für
 +
Europa. Irgendwann in 1910 trennte sich Hornby von Weimar und Märklin sprang
 +
ein. Darauf wurden die Meccano-Kästen sogar im französischen Märklin-Katalog
 +
von 1911<ref name="MAE5" /> angeboten.
 +
Aber Mitte 1912 gründete Hornby die deutsche Meccano-Gesellschaft in Berlin,
 +
und diese vertrieb die Kästen dann selbst.<br/>
 +
<br/>
 +
Es gibt weiterhin allerlei <b>beliebte Annahmen</b> über die Zusammenarbeit
 +
zwischen Märklin und Meccano. Unterstützt werden diese Annahmen durch einen
 +
Absatz bei Love/Gamble<ref name="LG2" />, den ich hier übersetzt habe.
 +
<!--
 +
<i>After forming the Meccano (France) Company, Hornby set up a German Meccano
 +
Company with Märklin Brothers who produced the Meccano parts in their German
 +
factory and marketed them in Germany and Austria under the joint
 +
Märklin/Meccano name.
 +
Certain peculiarities of the German components included the blackened finish
 +
to strips and girders and the pressing of Flanged and Grooved and Pulley Wheels
 +
from steel, which which were then brass-plated. A few components bore the
 +
trademark of Meccano above the well-known 'Shield' Monogram of the Märklin
 +
Brothers.</i><br/> -->
 +
<dl><dd><i>Nach der Meccano-Gesellschaft (in Frankreich) gründete Hornby eine
 +
deutsche Meccano-Gesellschaft zusammen mit den Gebr. Märklin, welche
 +
Meccano-Teile in ihrer deutschen Fabrik herstellten und diese in Deutschland
 +
und Österreich unter dem Namen Märklin/Meccano vertrieben.
 +
Besondere Eigenarten der deutschen Teile waren Streifen mit schwarzer Oberfläche
 +
und das Ausstanzen von Flanschenrädern, Rillenrädern und Schnurrädern aus Stahl.
 +
Diese wurden mit Messing überzogen. Einige wenige dieser Teile trugen das
 +
Markenzeichen von Meccano über dem bekannten Schild-Logo der Gebr.
 +
Märklin.</i></dd></dl>
 +
 
 +
Auffällig an dem Text ist die sehr allgemeine und oberflächliche Formulierung
 +
sowie das Fehlen jeglicher Zeitangaben, was für Love/Gamble ganz untypisch ist.
 +
Es würde mich daher interessieren, von wem Love/Gamble diesen Text übernommen
 +
haben. Es wird in dem Text viel behauptet, aber kaum etwas geklärt.
 +
Ich habe also die Behauptungen gesammelt und <i>einzeln kommentiert</i>.<br/>
 +
<ul><li>
 +
Die deutsche Meccano-Niederlassung sei nach der französischen gegründet
 +
worden.<br/>
 +
<i>Das mag stimmen. Beide Niederlassungen wurden 1912 kurz hintereinander
 +
gegründet.</i>
 +
</li><li>
 +
Die Gründung der deutschen Meccano-Niederlassung soll zusammen mit Märklin
 +
erfolgt sein.<br/>
 +
<i>Es stellt sich die Frage, warum Meccano den Zulieferer Märklin mit ins Boot
 +
hätte nehmen sollen. Eine Überprüfung der Beteiligung von Märklin könnte anhand
 +
eines Eintrags im Handelsregister erfolgen. Leider konnten mir weder das
 +
Amtsgericht Charlottenburg noch das Landesarchiv Berlin weiterhelfen.</i>
 +
</li><li>
 +
Die Firma Märklin habe in ihrer deutschen Fabrik Meccano-Teile hergestellt und
 +
man habe diese in Deutschland und Österreich unter dem Namen Meccano/Märklin
 +
vertrieben.<br/>
 +
<i>Die Behauptung steht im Text im Zusammenhang mit der Gründung der
 +
Meccano-Niederlassung im Jahr 1912.
 +
Dadurch wird der Leser beeinflusst zu glauben, dass die Herstellung der
 +
Meccano-Teile durch Märklin bereits 1912 erfolgt sei.<br/>
 +
Nachweislich wurden Teile mit den Prägungen Meccano und Märklin erst 1917 von
 +
Märklin vertrieben - dann aber auch in die Kästen gegeben und nicht nur als
 +
Nachkauf-Einzelteile in Deutschland und Österreich vermarktet.<br/>
 +
Die Behauptung kann aber auch als Indiz gesehen werden, dass die von Märklin
 +
vor August 1914 gefertigten Teile nur Zukaufteile für Deutschland und
 +
Österreich gewesen wären.
 +
Märklin könnte die Teile nach Berlin geliefert haben, von wo diese dann
 +
in Deutschland und Österreich verteilt worden wären.<br/>
 +
Weiterhin darf man annehmen, dass Meccano-Teile, die von Märklin gefertigt
 +
wurden, nicht nach England exportiert wurden.</i>
 +
<!-- Weiter wurde vermutet, Märklin habe parallel zur Produktion in England,
 +
auch schwarze Teile hergestellt für den deutschen und österreichischen Markt,
 +
wobei einige wenige Teile den Namen Meccano und das Märklin-Logo eingeprägt
 +
haben sollen.<br/>
 +
Gerade diese <u>zeitlich falsch zugeordneten</u> Aussagen haben für die meisten
 +
Irritationen bei der Historie des Märklin Metallbaukastens geführt.
 +
Die Gründung der französischen und der deutschen Meccano Gesellschaft erfolgte
 +
1912. Die erwähnte Herstellung von Teilen durch Märklin geschah aber erst 1917,
 +
nachdem Märklin die deutsche Meccano-Niederlassung erworben hatten.<br/> -->
 +
</li><li>
 +
Besondere Eigenarten der deutschen Teile seien Streifen und Winkelträger mit
 +
schwarzer Oberfläche gewesen.<br/>
 +
<i>Die Formulierung macht den Leser glauben, dass alle schwarzen Meccano-Teile
 +
von Märklin gefertigt worden wären und nach England exportiert
 +
worden wären. Das ist falsch.<br/>
 +
In Wirklichkeit hat Meccano die Teile ab etwa 1912 in England selbst
 +
hergestellt und die Kästen mit schwarzen Teilen und deutschen Anleitungen
 +
selbst zusammengestellt, in England, als vollständige Kästen.
 +
Selbst die Anleitungen wurden in England gedruckt, erkennbar am
 +
Druckereinamen und deren Adresse auf den Anleitungsheften.
 +
Meccano-Baukästen mit schwarzen Teilen wurden noch 1916 von England
 +
aus in die Schweiz und die Niederlande exportiert.<br/>
 +
Erst ab 1917 hat Märklin schwarze Teile selbst hergestellt.</i>
 +
</li><li>
 +
Eine weitere Eigenart der deutschen Teile sei gewesen, dass Flanschenräder,
 +
Rillenräder und Schnurräder aus Stahl ausgestanzt und dann mit Messing
 +
überzogen worden seien.<br/>
 +
<i>Bei der Behauptung fehlt die Zeitangabe, von wann bis wann das geschehen
 +
sein soll. Dann könnte man prüfen, welche andere Eigenschaften die originalen
 +
Meccano-Teile aus dem gleichen Zeitraum gehabt hätten gegenüber den deutschen
 +
Teilen.<br/>
 +
Räder, die aus Stahlblech ausgestanzt wurden und anschließend vermessingt
 +
wurden, gab es in der Zeit des Ersten Weltkrieges sowohl von Meccano als auch
 +
von Märklin, Stabil und sicher auch von Anderen.</i>
 +
</li></ul>
 +
<br/>
 +
Die unklare Formulierung des oben zitierten Absatzes aus Love/Gamble hat bei
 +
einigen Sammlern sogar zu Vermutungen geführt, die Gründung der
 +
Meccano-Niederlassung von 1912 sei gleichzeitig die Gründung einer
 +
Meccano-Märklin-Gesellschaft gewesen.
 +
Und diese Gesellschaft habe schon vor 1917 Baukästen produziert.<br/>
 +
 
 +
Falls das der Fall gewesen wäre, so hätte man den <u>Namen dieser
 +
Meccano-Märklin-Gesellschaft</u> und deren (Berliner oder Göppinger ?) Adresse
 +
auf dem Deckelbildern der Kästen finden müssen, zusammen mit einem Hinweis
 +
wie etwa "Hergestellt unter Lizenz von Meccano Ltd. Liverpool".<br/>
 +
<!-- Auf solchen Kästen hätte dann der Schriftzug "MECCANO" und das
 +
Märklin-Logo auftauchen dürfen. -->
 +
Aber solche Kästen wurden bisher nicht gefunden.<br/>
 +
Alle bisher gefundenen Meccano Kästen, die den Namen Märklin und deren Logo
 +
zeigen, nennen als Hersteller <u>allein Märklin</u> in Göppingen und zeigen
 +
keinerlei Hinweis auf Meccano in Liverpool.<br/>
 +
<b>Meccano Kästen, die den Namen Märklin aufweisen, stammen damit alle aus dem
 +
Zeitraum 1917-1919.</b><br/>
 +
<br/>
 +
Zum Schluss gibt es noch Vermutungen, Martin Hirschfeldt, der die deutsche
 +
Meccano-Niederlassung 1915-1917 leitete, habe sich an Märklin gewandt, um von
 +
dort die Teile beziehen zu können.<br/>
 +
Das ist inzwischen für einige Teile bestätigt (Zahnrad 27) - Märklin ist dabei
 +
als ein ungenannter Zulieferer erkannt worden.
 +
Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Märklin mehr als nur bestimmte Räder
 +
geliefert hat. Insbesondere die schwarzen Teile dürften von anderen Werkstätten
 +
als Märklin kommen.
 +
Denn die Qualität der ab 1917 von Märklin gefertigten Teile ist deutlich besser
 +
als die Qualität der Teile in den Kästen von Martin Hirschfeldt.
 +
Da die wirtschaftliche Lage 1917 schlechter war als davor, sollten die Teile
 +
ab 1917 eigentlich auch von schlechterer Qualität sein.
 +
Das Gegenteil ist der Fall.<br/>
 +
<!-- So wird gerne geäußert, dass die Firma Märklin
 +
bereits vor dem Ersten Weltkrieg Teile für Meccano gefertigt haben soll.</br>
 +
Es gibt ja Hinweise, dass Meccano, parallel zur eigenen Produktion, einige
 +
besondere Teile auch von Subunternehmern hinzugekauft hat.
 +
Märklin kann einer dieser Subunternehmer gewesen sein.
 +
Meccano hat aber immer alle Teile auch selbst gefertigt.-->
  
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
  
*Bert N. Love, Jim Gamble : The Meccano System. London, 1986
+
* Bert N. Love, Jim Gamble : The Meccano System. London, 1986
  
 
* Jürgen Fitting : ''Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens'', aufgezeichnet anlässlich des 75. Geburtstags. Veröffentlichung der Fa. Gebr. Märklin & Cie. GmbH. Göppingen, 1989. Die Schrift lag 1989 dem Märklin-Jubiläums-Kasten 1075 bei.
 
* Jürgen Fitting : ''Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens'', aufgezeichnet anlässlich des 75. Geburtstags. Veröffentlichung der Fa. Gebr. Märklin & Cie. GmbH. Göppingen, 1989. Die Schrift lag 1989 dem Märklin-Jubiläums-Kasten 1075 bei.
Zeile 569: Zeile 805:
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==
  
* [http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/hist/histallg.html Die Erfindung des Metallbaukastens ] beschreibt die Chronologie der einzelnen Teil-Erfindungen.
+
* [http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/hist/histallg.html Die Erfindung des Metallbaukastens] beschreibt die Chronologie der einzelnen Teil-Erfindungen, die zum Metallbaukasten führten.
 +
 
 +
* Forum [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296 1914 Marklin Meccano Outfits] bei [http://www.nzmeccano.com www.nzmeccano.com].
  
* Forum [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296 1914 Marklin Meccano Outfits] bei [www.nzmeccano.com]. Aufgerufen am 20.8.2013. Zu finden unter Reiter Forums, dann unter Collectors. Der Ursprungsknoten der Foren heißt bei nzmeccano "Rust Bucket".
+
* [http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/stabil/peri0/peri0.html#MEC Meccano - die Konkurrenz aus dem Ausland] beschreibt die Auseinandersetzungen zwischen Hornby und seinen Mitbewerbern bis 1914.
  
* [http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/stabil/peri0/peri0.html#MEC Meccano - die Konkurrenz aus dem Ausland ] beschreibt die Auseinandersetzungen zwischen Hornby und seinen Mitbewerbern bis 1914.
+
* [http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/stabil/peri1/peri1.html#MEC Meccano und deren Übernahme durch Märklin] beschreibt die Übernahme der deutschen Meccano-Niederlassung durch die Firma Märklin im Ersten Weltkrieg.
  
* [http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/stabil/peri1/peri1.html#MEC Meccano und deren Übernahme durch Märklin ] beschreibt die Übernahme der deutschen Meccano-Niederlassung durch die Firma Märklin im Ersten Weltkrieg.
+
* [http://www.metallbaukasten.de Markus Schilds Internet-Seiten] mit Informationen zum Metallbaukasten, insbesondere zu dem von Märklin.
  
  
Zeile 584: Zeile 822:
 
<ref name="EP1901_587">Hornbys erstes englisches Patent von 1901, zu finden in [https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=einsteiger DEPATISnet] unter der Veröffentlichungsnummer GB000190100587A.</ref>
 
<ref name="EP1901_587">Hornbys erstes englisches Patent von 1901, zu finden in [https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=einsteiger DEPATISnet] unter der Veröffentlichungsnummer GB000190100587A.</ref>
 
<ref name="US810148">Hornbys erstes Patent in USA nach Revision, zu finden in [http://www.google.com/patents/US810148 Google].</ref>
 
<ref name="US810148">Hornbys erstes Patent in USA nach Revision, zu finden in [http://www.google.com/patents/US810148 Google].</ref>
 +
<ref name="EP1911_2085">Hornbys Wheel Boss Patent von 1911, zu finden in [https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=einsteiger DEPATISnet] unter der Veröffentlichungsnummer GB000191102085A.</ref>
  
 
<ref name="Fitting">Jürgen Fitting : ''Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens''. Göppingen 1989. S. 4.</ref>
 
<ref name="Fitting">Jürgen Fitting : ''Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens''. Göppingen 1989. S. 4.</ref>
Zeile 595: Zeile 834:
 
<ref name="WI">[http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/andere/wi/wi.html Werner Sticht : ''Walther's Ingenieur Bauspiel'']. Aufgerufen am 25.3.2013.</ref>
 
<ref name="WI">[http://home.arcor.de/stabil_baukasten_modelle/walther/andere/wi/wi.html Werner Sticht : ''Walther's Ingenieur Bauspiel'']. Aufgerufen am 25.3.2013.</ref>
 
<ref name="DRGMS">''Patentblatt'', herausgegeben von dem Kaiserlichen Patentamt.  
 
<ref name="DRGMS">''Patentblatt'', herausgegeben von dem Kaiserlichen Patentamt.  
Für die Geschichte von Stabil wurden die Jahrgänge 1898 bis 1943 nach Anmeldungen
+
Für die Geschichte von Stabil wurden die Jahrgänge 1898 bis 1943 nach Anmeldungen der Firma Walther durchsucht.
der Firma Walther durchsucht.
+
Für die Anfänge von Meccano in Deutschland wurden die Jahrgänge 1900 bis 1913 nach Eintragungen von "Hornby", "Elliott & Hornby" und "Meccano" durchsucht.</ref>
Für die Anfänge von Meccano in Deutschland wurden die Jahrgänge 1900 bis 1912 nach Eintragungen von "Hornby", "Elliott & Hornby" und "Meccano" durchsucht.</ref>
+
<ref name="WZR">''Warenzeichenblatt'', herausgegeben von dem Kaiserlichen Patentamt. RAYLO: Jahr 1910 S.2515.</ref>
 +
<ref name="WZM">''Warenzeichenblatt'', herausgegeben von dem Kaiserlichen Patentamt. MECCANO: Jahr 1912 S.2416.</ref>
 
<ref name="LG1">Bert N. Love, Jim Gamble : ''The Meccano System''. London, 1986. S. 51.</ref>
 
<ref name="LG1">Bert N. Love, Jim Gamble : ''The Meccano System''. London, 1986. S. 51.</ref>
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<ref name="LG2">Bert N. Love, Jim Gamble : ''The Meccano System''. London, 1986. S. 55 links unten.</ref>
 
<ref name="MAE5">Carlernst Baecker, Dieter Haas, Claude Jeanmaire : ''Märklin''.
 
<ref name="MAE5">Carlernst Baecker, Dieter Haas, Claude Jeanmaire : ''Märklin''.
 
Band 5 (1912-1915) : Das internationale Programm bis 1915. Frankfurt/Main, 1980.<br>
 
Band 5 (1912-1915) : Das internationale Programm bis 1915. Frankfurt/Main, 1980.<br>
Enthält u.A. die Kopie eines französischen Kataloges von 1911. (S.25-153)</ref>
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Enthält u.A. die Kopie des französischen Kataloges von 1911. (S. 25-153)</ref>
 
<ref name="Kampm">Joachim Kampmann et al. : Märklin-Chronik 125 Jahre. 1859-1984. Wetzlar, 1984.</ref>
 
<ref name="Kampm">Joachim Kampmann et al. : Märklin-Chronik 125 Jahre. 1859-1984. Wetzlar, 1984.</ref>
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<ref name="MECsw">Forum [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296 1914 Marklin Meccano Outfits] bei [http://www.nzmeccano.com www.nzmeccano.com], [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296&page=2#pid2201 Post 14].</ref>
 
<ref name="MEC1402">Meccano-Gesellschaft m.b.H., Berlin. In "Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie", 18.2.1914, Heft 652, S. 76.</ref>
 
<ref name="MEC1402">Meccano-Gesellschaft m.b.H., Berlin. In "Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie", 18.2.1914, Heft 652, S. 76.</ref>
  
<ref name="DSZ1917">"Auskünfte über deutsches Privateigentum in England." in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 1/2 v. 25.1.1917, S. 17.</ref>
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<ref name="DSZ1917">"Auskünfte über deutsches Privateigentum in England." in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 1/2, 25.1.1917, S. 17.</ref>
 
<ref name="DSZ1914_19">"Englische Patente zur Kriegszeit." in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 19, 20.10.1914, S.5.</ref>
 
<ref name="DSZ1914_19">"Englische Patente zur Kriegszeit." in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 19, 20.10.1914, S.5.</ref>
 
<ref name="DSZ1915">"Was im Spielwarenhandel vorgeht, Berlin. Meccano unter Zwangsverwaltung.", in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 7, 25.2.1915, S.17.</ref>
 
<ref name="DSZ1915">"Was im Spielwarenhandel vorgeht, Berlin. Meccano unter Zwangsverwaltung.", in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 7, 25.2.1915, S.17.</ref>
<ref name="MAE171913">"Besprechungen. Meccano.", in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 19/20 v. 20.9.1917, S. 13. Es wird die Übernahme von Meccano durch Märklin bekannt gegeben.</ref>
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<ref name="MAE171913">"Besprechungen. Meccano.", in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 19/20, 20.9.1917, S. 13. Es wird die Übernahme von Meccano durch Märklin bekannt gegeben.</ref>
<ref name="MecB">Forum [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296 1914 Marklin Meccano Outfits] bei [www.nzmeccano.com]. Aufgerufen am 20.8.2013.</ref>
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<ref name="MecB">Forum [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296 1914 Marklin Meccano Outfits] bei [http://www.nzmeccano.com www.nzmeccano.com]. Aufgerufen am 20.8.2013.</ref>
<ref name="MecBa">Forum [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296 1914 Marklin Meccano Outfits] bei [www.nzmeccano.com], speziell [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296&page=3#pid2218 Post 22] und [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296&page=3#pid2224 Post 26]. Aufgerufen am 20.8.2013.</ref>
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<ref name="MecBa">Forum [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296 1914 Marklin Meccano Outfits] bei [http://www.nzmeccano.com www.nzmeccano.com], speziell [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296&page=3#pid2218 Post 22] und [http://www.nzmeccano.com/forum/showthread.php?tid=296&page=3#pid2224 Post 26]. Aufgerufen am 20.8.2013.</ref>
 
<ref name="MECsu">[http://www.alwena.com/meccano/swiss1914set4/analysis.htm Peter Sullivan: Chemical analysis of the surface finish used on early Meccano parts circa 1913/4] </ref>
 
<ref name="MECsu">[http://www.alwena.com/meccano/swiss1914set4/analysis.htm Peter Sullivan: Chemical analysis of the surface finish used on early Meccano parts circa 1913/4] </ref>
 
<ref name="MAE23">"Messausstellung: Gebrüder Märklin & Co. G.m.b.H. in Göppingen.", in "Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie", 4.4.1923, Heft 14, S. 20.</ref>
 
<ref name="MAE23">"Messausstellung: Gebrüder Märklin & Co. G.m.b.H. in Göppingen.", in "Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie", 4.4.1923, Heft 14, S. 20.</ref>
<ref name="MAEp">Märklin: Preislisten von 1919, 1920.<br>
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<ref name="MAEp">Märklin: Preislisten von 1917, 1918, 1919, 1920, 1924.<br>
Datierung von Märklin-Metallbaukästen und Teilen ist nur anhand von Preislisten oder Preiszetteln mit Datum in Anleitungsheften geeignet. Die Märklin-Kataloge sind dazu wenig brauchbar, insbesondere wenn man genauere Datumsangaben benötigt.</ref>
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Die Datierung von Märklin-Metallbaukästen und von Teilen ist nur anhand von Preislisten oder Preiszetteln mit Datum in Anleitungsheften möglich. Die Märklin-Kataloge sind dazu wenig brauchbar, insbesondere wenn man genauere Datumsangaben benötigt.</ref>
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<ref name="CWMot">[http://www.metallbaukasten.de/marklin/m201.html Der Uhrwerkmotor Meccano "1" - Märklin "201"] bei [http://www.metallbaukasten.de www.metallbaukasten.de]</ref>
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<ref name="Kli">User Gallery [http://www.nzmeccano.com/image-100952 Meccano and Märklin Outfits 1912 – 1956] von Norbert Klimmek bei [http://www.nzmeccano.com www.nzmeccano.com]. Aufgerufen am 2.8.2016.<br>
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Alternativ kann auch Norberts Magix-Seite dienen: [http://metallbaukasten-nkl.magix.net/alle-alben metallbaukasten-nkl.magix.net/alle-alben]</ref>
 
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==Danksagung==
 
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Ich danke den Herren Bengt Johansson aus Schweden und Henk Brouwer aus den
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Für ihre Hilfe und die großzügige Belieferung mit Literatur und Quellenmaterial
 
Für ihre Hilfe und die großzügige Belieferung mit Literatur und Quellenmaterial
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Markus Schild, Karl Bopp, Urs Flammer, Gerhard Schmidberger.<br/>
 
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Mein Dank geht auch an die Teilnehmer des Forum "1914 Marklin Meccano Outfits"  
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Mein besonderer Dank geht auch an die Teilnehmer des Forum  
bei www.nzmeccano.com.<br/>
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"1914 Marklin Meccano Outfits" bei www.nzmeccano.com.
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Werner Sticht --12:36, 2. Sep. 2013 (CEST)
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Version vom 30. August 2016, 19:48 Uhr


Zusammenfassung

Im Jahr 1908 erschien der englische Metallbaukasten Meccano auch auf dem deutschen Markt. 1912 wurde in Berlin eine deutsche Meccano Handelsniederlassung gegründet. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 wurde diese deutsche Niederlassung als Feindvermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt. Am 15.8.1917 erwarb die Firma Märklin die Bestände und Schutzrechte sowie den Meccano-Markenschutz von der deutschen Reichsregierung.[1]
Märklin verkaufte den Baukasten noch bis Juni 1919 unter dem Namen Meccano.[2] Ab 25.6.1919 wurde dann nur noch der Name Metallbaukasten Märklin verwendet.[3]

Aber wie spielte sich das im Einzelnen ab? Welche Verbindungen gab es zwischen Meccano und Märklin in diesem Zeitraum von 1908 bis 1919?

Es gibt mehrere historisch gesicherte Quellen über eine Zusammenarbeit zwischen Meccano und Märklin in der Zeit von 1910 bis 1914. Und es gibt gesicherte Quellen von 1917 bis 1919, die die Entwicklung von Märklins Meccano-Kasten bis hin zum Metallbaukastens Märklin in 1919 aufzeigen. Ich möchte hier zeigen, was diese gesicherten Quellen hergeben.
Ich möchte aber auch jene beliebten Vermutungen über Märklin aufzeigen, die in manchen Schriften sogar als Quelle zitiert werden, und so als Tatsachen hingestellt werden, die sie aber nicht sind.

Nachweislich gab es zwischen Meccano und Märklin eine vertriebliche Zusammenarbeit im Jahr 1911. Dann gab es Lieferungen von Märklin Federmotoren an Meccano in England zwischen 1910 und 1914.
Weiterhin war Märklin ein Zulieferer einiger weniger Teile an die deutsche Meccano-Niederlassung in Berlin, wahrscheinlich erst ab Anfang 1914. Natürlich hat Meccano in England diese Teile, parallel dazu, selbst produziert.

In den Zeiten des Ersten Weltkrieges (ab August 1914) gab es jedoch definitiv keinerlei Geschäftsbeziehung oder gar Zusammenarbeit von Märklin mit Meccano in England.
Eine Zusammenarbeit von Märklin mit der deutschen zwangsverwalteten Meccano-Niederlassung in der Zeit von September 1914 bis Juli 1917 erfolgte, indem Märklin Zahnrädern zulieferte, wahrscheinlich auch andere Räder.

In manchen Schriften über Märklin wurde geschrieben, der Metallbaukasten Märklin habe bereits 1914 existiert. In anderen wird 1915 oder 1916 als Anfangsjahr vermutet. Diese Angaben sind höchst zweifelhaft.
Den Metallbaukasten Märklin gab es - historisch gesichert - erst ab Juni 1919 auf dem Markt.[3]
Mit ihren Anfangsjahren spielten auch Andere schon herum. So wurde ja auch schon geschrieben, dass Hornby bereits vor 1901 Ideen zu seinem Metallbaukasten Meccano gehabt habe, und es werden Jahresangaben aus den End-1890er Jahren für die Erfindung des Metallbaukastens präsentiert.[4] Historische Belege dafür aber fehlen.

Es sei hier noch auf das Forum 1914 Marklin Meccano Outfits[5] bei www.nzmeccano.com hingewiesen, wo anhand von Funden die Entwicklung aufgearbeitet wurde. Viele Ideen wurden aus den dortigen Forumsbeiträgen entnommen.

Es wird hier nur die Zeit bis etwa 1922 behandelt. Für die späteren Kästen können Markus Schilds Internetseiten empfohlen werden.


Hornbys Meccano in Deutschland bis August 1914

Im Januar 1901 meldete der Engländer Frank Hornby ein englisches Patent[6] auf einen Metallbaukasten an. In November 1901 wurde ihm das Patent dann erteilt.
Seinen Metallbaukasten konnte Hornby schon bald auch außerhalb Englands patentieren lassen. Jedoch in den Ländern, wo der Neuigkeitsgehalt von Erfindungen vom Patentamt überprüft wurde, bekam er Schwierigkeiten. So wurde ihm in den USA nur seine Klammerbefestigung der Räder auf den Achsen als Patent anerkannt.[7]
In Deutschland versuchte er erst gar nicht, ein Patent zu bekommen - seine Erfindung wäre großteils nicht patentfähig gewesen.
Wir können zwar davon ausgehen, dass Hornby seinen Metallbaukasten vollständig allein erfand. Aber bei Patenten zählt nun einmal die zeitliche Reihenfolge der Anmeldungen, auch bei der Erfindungen von einzelnen Bestandteilen. Wer einen Bestandteil des Kastens zuerst erfand, bekam das Patent dafür. So ist nun einmal Gustav Lilienthal der Erfinder der gleichmäßig gelochten Flachstäbe, der diese Erfindung bereits 1888 auf den Namen seines Bruders Otto als Patent[8] angemeldet hatte.[9]
Wer - wie Hornby - die gleichmäßig gelochten Flachbänder später nochmals erfand, hatte das Nachsehen.

Hornby verkaufte seinen Baukasten zunächst unter dem Markennamen Mechanics Made Easy. 1907 verwendete er dann den Namen Meccano. Sein früherer Arbeitgeber David Hugh Elliott, ein Viehhändler (Cattle Salesman), lieh Hornby, seinem Kassierer (Cashier), Geld und half bei der Gründung der Firma. 1908 stand Hornbys Firma, jetzt "Meccano Ltd." genannt, auf eigenen Füßen, und Elliott zog sich aus der Firma zurück.[10]
Hornbys Metallbaukasten entwickelte sich prächtig. Die Teile und Modelle wurden laufend verbessert und vermehrt.
Seine Flacheisen waren 1911 vernickelt, abgerundet und hatten einen Lochabstand von einem halben Zoll oder 12.7mm. Verbunden wurden die Flacheisen durch Schrauben mit 4-kant-Muttern des 5/32"-BSW-Gewindes ("=inch=Zoll).
Als Achsen verwendete er Stücke dicken Drahtes (8-gauge wire, entspr. 4.06-4.1mm Drahtdurchmesser) mit einem schmalen Längsschlitz. Diese Achsen konnten nur drehbar in einem Modell genützt werden und mussten durch Klammern gegen Herausfallen gesichert werden. Die Räder hatten in den Naben ebenfalls einen Längsschlitz. Sie mussten durch besondere Klammern auf den Achsen fixiert werden. Dabei griffen die Klammern in die Längsschlitze der Achsen und in die der Räder ein. Diese Art der Befestigung war jedoch nicht besonders stabil.

Hornbys Metallbaukasten Meccano verbreitete sich schnell in Europa. Schon um das Jahr 1908 entstand ein Anleitungsheft in deutscher Sprache.
Dies konnte den in Deutschland etablierten Baukasten-Herstellern auf Dauer nicht entgehen. Franz Walther, der sich schon seit 1904 mit einem Metallbaukasten und mehreren Holzbaukästen einen Namen gemacht hatte, sah hier eine Herausforderung. Deshalb brachte er einen eigenen Baukasten heraus, der Meccano in mancher Art ähnelte.
Franz Walther brauchte ja nur seinen bisherigen Metallbaukasten, nämlich Walther's Ingenieur Bauspiel von 1904, mit einem größerem Lochabstand zu fertigen und die Teile mit Schrauben und Muttern (anstelle von Klammern) zu verbinden. Im Gegensatz zu Meccano hatte er bereits seit 1904 Gewindewellen als Achsen in seinem "Ingenieur Bauspiel" in Gebrauch, was ein deutlicher technischer Vorsprung gegenüber der damaligen Klammerbefestigung von Meccano war.[11]
Das Verfahren, die Räder mit Muttern auf Gewindewellen zu befestigen, meldete er erst im Juni 1911 als Gebrauchsmuster (Nr. 473572) an; ebenso das Verfahren, Gewindestifte als Verbindungs- und Zugstangen zu verwenden.
Den neuen Metallbaukasten nannte Franz Walther STABIL. Dieser wurde schnell so bekannt, dass der Name Stabilbaukasten in Deutschland zu einem Gruppenbegriff für alle Metallbaukästen wurde.

Walthers Gebrauchsmuster-Anmeldung vom Juni 1911 war vielleicht nur eine Reaktion auf Hornbys Anmeldung eines Gebrauchsmusters in Deutschland. Im Februar 1911 hatte Hornby seine ersten deutschen Gebrauchsmuster für jeweils eine "Konstruktionsplatte für Bauspielzeuge" (Nummern 455056, 455057) auf seinen eigenen Namen angemeldet. Davor hatte Hornby weder ein Patent noch ein Gebrauchsmuster in Deutschland.[12] Er hat in Deutschland sonst nur noch am 20.10.1910 das Warenzeichen RAYLO auf Meccano Limited in Liverpool anmelden lassen.[13] Der Fund eines Metallbaukastens namens RAYLO wäre sehr interessant.

1910/11 gab es eine erste Zusammenarbeit von Meccano mit der deutschen Firma Märklin. So lieferte Märklin seit Ende 1910 Federmotore für Meccano.[14] Karton und Beipackzettel wurden jedoch in England hergestellt. Diese Lieferungen erfolgten bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges.
Nachdem Hornby sich 1910 von seinem Generalvertreter für Europa, der Firma Weimar in Rotterdam, getrennt hatte, sprang irgendwann Märklin ein. Deshalb wurden die Meccano-Baukästen im französischen Märklin-Katalog von 1911[15] angeboten.

Warenzeichen Raylo von 1910 und Warenzeichen Meccano von 1912

Aber bereits Mitte 1912 gründete Hornby in Paris und Berlin eigene Niederlassungen, die den Vertrieb von Meccano selbst übernahmen. In 1912 hat Hornby dann gleich auch seine deutschen Gebrauchsmuster und das Warenzeichen RAYLO auf die neue Meccano GmbH in Berlin überschreiben lassen. Ebenso wurde die Marke Meccano auf die neue Niederlassung angemeldet, was am 18.7.1912 erfolgte und am 10.10.1912 rechtsgültig wurde.[16]
Offensichtlich waren weder Meccano noch Märklin von einer öffentlichen Bekanntgabe einer Zusammenarbeit in Deutschland besonders angetan. Jedenfalls ist mir keine Schrift einer der beiden Firmen aus der Zeit von 1912 bis Juli 1917 bekannt, die die Namen Meccano und Märklin gemeinsam beinhaltet hätte.

Die Mitte 1912 gegründete deutsche Niederlassung der englischen Firma Meccano Ltd. war ein Handelsbüro in Berlin C2, Burgstr. 28. Produziert wurde dort nicht. Wir dürfen aber ein umfangreiches Materiallager für Kästen und Einzelteile dort annehmen.
Die Kästen wurden direkt aus England importiert - mit deutsch-sprachigen Anleitungsheften und Deckelbildern. Die Anleitungshefte nennen immer die Berliner Anschrift. Sie wurden in England gedruckt, was man an dem Logo der Druckerei erkennt. Auf den Deckelbildern der Kästen ist jedoch als Hersteller immer "MECCANO LTD., LIVERPOOL" genannt.
Auch die Kästen des Jahres 1914 für den deutschen Markt stammen noch aus England.

Die Flachbänder der Firma Meccano aus der Zeit um 1910 waren vernickelt. Ab etwa 1912 wurden in England, parallel dazu, auch schwarze Flachbänder hergestellt, die hauptsächlich für Deutschland und die Schweiz bestimmt waren, teilweise auch für die Niederlande, Skandinavien und für Frankreich.[17] Eine deutsche Firmendarstellung von Meccano aus 1914 nennt "oxidierten" Stahl als Material.[18]
Die Flacheisen hat man verkupfert und anschließend oxidiert. Die Winkel wurden dagegen auf eine andere Art geschwärzt.[19] Es gab demnach mehrere technische Verfahren des Schwärzens bei Meccano.
In England blieben die Flacheisen zumeist vernickelt. Es gab aber auch Ausnahmen. Der "Inventor's Accessory Outfits" von Meccano enthielt fast nur schwarze Teile. Dieser Kasten erschien frühestens Ende 1915 - zu einer Zeit also, wo kein Export von Deutschland nach England möglich war wegen des Ersten Weltkriegs (ab August 1914).
Weiterhin sind aus der Schweiz Kästen mit schwarzen Teilen bekannt, mit deutsch-sprachigen Anleitungen, die von 1914 bis 1916, also während des Ersten Weltkriegs, aus England dorthin geliefert wurden. Erst Ende 1916 gab man in England die schwarzen Teile wieder auf.
Warum man überhaupt schwarze Flachbänder herstellte, ist unbekannt.
Wollte sich Meccano auf diese Art von Walther's Stabil abgrenzen, das ja vernickelte Teile verwendete?


Meccano in Deutschland von August 1914 bis Juli 1917

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs, im August 1914, wurde sämtlicher Zahlungsverkehr und jeglicher Handel zwischen den verfeindeten Ländern auf allen Seiten per Gesetz unterbunden. Patente, Lizenzen oder Schutzmarken, welche Angehörigen eines Feindstaates gehörten, konnten vernichtet oder außer Kraft gesetzt werden.[20]

Mit dem Kriegsbeginn wurde deshalb auch die deutsche Niederlassung von Meccano als Feindvermögen unter treuhänderische Verwaltung gestellt - man nannte es auch Zwangsverwaltung. Die Geschäftsführung wurde interniert. Die Befugnisse von Frank Hornby und James Paul Porteus, dem damaligen Direktor der Niederlassung, ruhten. (Porteus hat später die Meccano-Niederlassung in den USA geleitet.)
Als Treuhänder oder Zwangsverwalter für die deutsche Meccano-Niederlassung wurde, spätestens im Februar 1915, der Kursmakler Martin Hirschfeldt durch die Reichsregierung eingesetzt.[21]
Das war damals ein übliches Verfahren. Deutschen Firmenniederlassungen (z.B. Krupp) erging es in England ähnlich.[22]

Martin Hirschfeldt hat nicht nur Kästen aus Lagerbeständen abverkauft. Er hat ab 1915 auch Meccano-Baukästen herstellen lassen. Für das Weihnachtsgeschäft 1914 war in Deutschland an Meccano-Baukästen nur noch verfügbar, was sich schon vor August 1914 in den Lagern in Deutschland befand.
Für 1915 mussten aber viele Kästen neu zusammengestellt werden. Dies musste in Deutschland geschehen, denn der Import aus England war verboten. Solche Kästen sind nun gefunden worden.

Aus der ehemaligen Sammlung von Henk Brouwer (†) ist ein Konvolut bekannt aus einem Meccano-Kasten 1, einem 1a und einem 2a. Da die Kästen als Paket erworben wurden, kann man von einem aufeinander folgenden Entstehung der Kästen ausgehen.[23]
Henk hat mir erlaubt, Bilder, die er von seinen Kästen gemacht hat, hier in überarbeiteter Form zu zeigen. Vielen Dank.

Der Kasten 1 wird hier nicht gezeigt. Er ist mit deutscher Beschriftung, wurde aus England importiert und enthält noch die um 1913 üblichen Meccano-Teile. Das Deckelbild eines zeitgenössischen Kastens folgt unten.

Kasten 1a von 1914/1915

Der Kasten 1a, ein Folgekasten, mit deutscher Beschriftung und original englischen Teilen, zeigt auf dem Deckel eine Besonderheit. Unten auf dem Deckelbild wurde der Hinweis auf den Hersteller "MECCANO LTD., LIVERPOOL" mit einem Zettel überklebt, der nun die "Meccano G.m.b.H., Berlin C. 2, Burgstr. 28, Bürohaus Börse" als Anschrift nennt.
Offensichtlich handelt es sich bei dem Kasten um Lagerware, die nach dem Kriegsbeginn von der deutschen Meccano-Niederlassung vertrieben wurde.
England war nicht mehr erreichbar. Also mussten die Kunden sich an die deutsche Meccano G.m.b.H. in Berlin wenden, wenn sie Kontakt zum Vertreiber haben wollten.

Deutscher Meccano-Kasten 2a von ca. 1915/1916

Der dritte Kasten in Henks Paket ist ein Kasten 2a. Es ist eine eigene Sorte von Kästen. Entstanden ist der Kasten in Deutschland, etwa ab 1915, aber vor Juli 1917. Auf den Kastendeckeln ist ein rechteckiger Aufkleber mit dem Wort "MECCANO" (weißer Text auf rotem Grund) angebracht. Bei den meisten weiteren Funden derartiger Kästen ist zusätzlich noch ein runder Aufkleber mit der Kastennummer vorhanden.

Anleitung von etwa 1916

Der Deckel sagt nichts aus über die Herkunft des Kastens. Nur das Anleitungsheft nennt den Hersteller. Es wurde in Deutschland gedruckt.
Nichts auf dem Karton, nichts im Anleitungsheft und kein Teil zeigt irgend einen Hinweis auf Märklin oder irgend eine sonstige metallbearbeitende Firma.

Hier handelt es sich ganz offensichtlich um einen Kasten aus der deutschen Meccano G.m.b.H. unter Martin Hirschfeldt.

Sämtliche Teile für den Kästen konnten entweder aus Lagervorräten aus Friedenszeiten gedeckt werden, oder die Teile mussten in Deutschland von örtlichen Werkstätten neu gefertigt werden. Da die Teile schon vor dem Krieg auch einzeln in den Spielwarenläden verkauft wurden, lagen entsprechende Vorräte bereit. Die in den Kästen häufiger vorkommenden Teile mussten aber bald nachgefertigt werden. Kriegsbedingt waren Kupfer und Messing als Material dafür nicht zulässig.
Die meisten Flacheisen und insbesondere Platten aus dieser Zeit sind schwarz lackiert. Die Räder sind aus Stahl, und man hat sie bronzefarben gestrichen. Die Teile weisen keinerlei Einprägung der Namen Meccano oder Märklin auf.
Welche Firmen oder Werkstätten diese neuen Meccano-Teile gefertigt haben, ist nicht bekannt. Es gab viele Firmen, die über entsprechendes Wissen verfügten und die deshalb beteiligt gewesen sein könnten. Die neuen Vorlagenhefte wurden z.B. von Bogdan Gisevius in Berlin gedruckt. (Er druckte 1917 die Hefte dann auch für Märklin.)

Zahnrad 27 aus Kasten 2a

Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Zahnräder und Ritzel. Sie sind aus einem "Ersatzstoff" (Zink oder Aluminium) gefräst. Sie gleichen in ihrem Aussehen den früheren Meccano-Teilen von 1913 und einigen späteren Märklin-Teilen von 1917 auffallend. Die Nabenbefestigung des 50-Zähne-Rades Nummer 27 erfolgte nach einem 1911 in England patentierten Verfahren.[24] In die Zahnscheibe wurde dazu ein Ring um die Nabe eingeprägt, der das Material gegen die Nabe trieb. Das Verfahren wurde wegen des fertigungstechnischen und kostenmäßigen Aufwandes wahrscheinlich von keiner Werkstätte angewendet, welche nicht schon vor August 1914 Zulieferer für Meccano war. In Deutschland ist als ein solcher Zulieferer zuerst Märklin anzunehmen.
Ein weiteres Indiz für eine Beteiligung Märklins sind Funde von Federmotoren, von denen angenommen werden kann, dass Märklin sie damals nach Berlin geliefert hat.

Die Kästen des Martin Hirschfeldt sind recht selten. Die Nachfrage bei Spielwarenhändlern dürfte gering gewesen sein. Welcher Kunde wollte wohl in der damaligen aufgeheizten Kriegsstimmung einen Baukasten kaufen, der aus dem Land des Feindes stammte. Da griff man lieber zum deutschen Baukasten Stabil.


Die Übernahme von Meccano durch Märklin

Am 15.8.1917 erwarb Märklin offiziell die Bestände und Schutzrechte sowie den Meccano-Markenschutz von der deutschen Reichsregierung und integrierte das Sortiment in das eigene seit 1914 bestehende. ... Die von Hornby eingeführten Maße wurden beibehalten. Am 16.2.1918 ließ Märklin das Warenzeichen "Meccano" in die Zeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes ... eintragen.
So wird es in der Märklin-Schrift "Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens"[1] dargelegt.
Allerdings ist der Teilsatz "und integrierte das Sortiment in das eigene seit 1914 bestehende" höchst zweifelhaft.
Märklin hat nämlich bis 1917 keine eigenen Metallbaukästen verkauft oder in Katalogen oder Reklame angeboten. Es wurden bisher auch keine Märklin-Baukästen aus dieser Zeit gefunden.
Der Artikel von Fitting beweist jedoch, dass Märklin erst am 16.2.1918 (und nicht früher) das Warenzeichen "Meccano" in Deutschland rechtsgültig besaß.

Bestätigt wird die Übernahme der deutschen Meccano-Niederlassung in der Deutschen Spielwarenzeitung vom 20.9.1917 :
Das engl. Unternehmen der Meccano-Gesellschaft m.b.H. Berlin, vom Deutschen Reich liquidiert, ging durch Kauf in den Besitz der bekannten Metallspielwaren-Fabrik Gebr. Märklin u. Cie. in Göppingen über. Der Vertrieb und Versand der Meccano-Baukasten wird unter der neuen Firma Gebr. Märklin u. Cie., Göppingen, Abteilung Meccano, Berlin zunächst in den bisherigen Räumen in Berlin, Bürohaus-Börse, Burgstr. 28, weitergeführt. Alle Korrespondenzen sind dorthin zu richten. Die Fabrikation wird für das kommende Weihnachtsgeschäft soweit gefördert, daß die bereits erteilten Aufträge und möglichst auch solche, die bis Mitte September erteilt werden, noch rechtzeitig zur Auslieferung kommen. Das Unternehmen der Firma Gebr. Märklin u. Cie., Göppingen, für Metallspielwaren erleidet durch diese Verschmelzung keine Aenderung.[25]

Offen bleiben die Fragen :
Warum wurde die deutsche Meccano-Niederlassung überhaupt verkauft ?
Warum gerade an Märklin ?

Hierzu konnte ich keine Quellen finden. Deshalb kann ich nur mit meiner eigenen persönlichen Vermutung dienen:
Martin Hirschfeldt habe zwar versucht, das Geschäft der deutschen Meccano-Gesellschaft aufrecht zu erhalten und Baukästen zu produzieren und zu verkaufen. Er habe aber nicht genügend davon absetzen können, um die laufenden Kosten zu decken. Die Gesellschaft sei so ins Minus geraten. Als Folge habe er und der deutsche Staat beschlossen, die Gesellschaft an den Meistbietenden zu verkaufen. Die Firma Märklin habe Interesse bekundet und habe über die erforderlichen Mittel verfügt, die entstandenen Verluste auszugleichen.
Dies mag eine Arbeitshypothese für weitere Nachforschungen sein.
Die Übernahme muss beträchtliche Kosten für Märklin verursacht haben. Die Verkäufe der neuen Kästen können nicht riesig gewesen sein. In den späteren Kriegsjahren ging es der Bevölkerung schlecht. Die Väter waren an der Front oder schon tot. Die Mütter arbeiteten in der Rüstung oder übernahmen die Arbeiten der Männer. Die Großeltern standen in den enorm langen Schlangen vor den Lebensmittelläden, um wenigstens etwas an Essen zu bekommen. In 1917/18 hatten viele Menschen in Deutschland Hunger.

Reklame für Meccano-Kästen der Firma Märklin, 1917-1919

Vom 20.9.1917 bis 24.4.1919 erschienen mehrmals Anzeigen mit dem Titel "Meccano Metallbaukasten früher englisch jetzt deutsch!"[26] Als Fabrikant wird die Firma Märklin genannt.

Das Handelsbüro der Meccano-Gesellschaft in Berlin wurde 1918 von Märklin geschlossen. 1919 war Märklin (oder Meccano) nicht mehr im Berliner Adressbuch zu finden. Die Aufgaben des Berliner Büros wurden nun von Göppingen aus erledigt. Als Folge davon findet man nun die Berliner Adresse auch nicht mehr auf den Anleitungsheften.
Wenn man also auf dem Anleitungsheft eines Meccano-Märklin-Kasten noch die Berliner Adresse findet, so sind diese Kästen dem Jahr 1917 zuzuordnen. Wenn man dagegen auf dem Anleitungsheft nur noch die Göppinger Adresse findet, so wären die Jahre 1918/1919 passend.

Mit der Übernahme durch Märklin wurde das Äußere der Kästen wieder annähernd so hergestellt, wie es die Kunden von 1914 her kannten. Als Deckelbild wurde das bunte Motiv von 1914 mit der großen Aufschrift "MECCANO" in leicht geänderter Form neu aufgelegt. Als Hersteller wird dort immer Märklin in Göppingen genannt.

Oben: Originaler Meccano-Kasten 1 von etwa 1913; unten: Meccano-Kasten 1 von Märklin, etwa 1917

Das Bild oben hat mir Bengt Johansson zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.
Bei dem neuen Meccano-Kasten von Märklin (unten im Bild) wurde der Eiffelturm auf der linken Seite des Bildes durch eine Variante des Meccano-Turms von 1912 ersetzt, der im Sockel das damalige Märklin-Logo (ein Wappenschild mit den Buchstaben M und G übereinander) zeigt.

Unten auf dem Deckelbild des originalen deutsch-sprachigen Meccano-Kastens von 1913 steht
"MANUFAKTUR VON MECCANO LTD., LIVERPOOL, England.     PATENTIERT IN ENGLAND UND IM AUSLANDE.";
ab 1914 wurde das geändert in
"ALLEINFABRIKATION VON: MECCANO Ltd., LIVERPOOL, Engl.     Patentiert in der ganzen Welt."

Unten auf dem Deckelbild der Grundkästen der Firma Märklin steht hingegen
"FABRIK FEINER METALLSPIELWAREN, MECCANO-BAUKASTEN, GEBR. MÄRKLIN & CIE., GÖPPINGEN (WÜRTTBG.)".
Auf den Folgekästen findet man
"ALLEINIGE SCHUTZRECHTE IN DEUTSCHLAND, FÜR MECCANO GEBR. MÄRKLIN & CIE., GÖPPINGEN (WTTBG.)"

Das untere Deckelbild wurde bis 1919 vom Märklin verwendet.

Aufgrund der Funde und aufgrund der Veröffentlichungen in der damaligen Presse kann deshalb mit Sicherheit behauptet werden:
Jeder Meccano-Baukasten, welcher den Namen "Märklin" irgendwo aufweist, wurde von Märklin hergestellt und ist in die Jahre 1917-1919 einzuordnen.

Bei der Bestückung von Märklins Meccano-Kästen wurden zuerst die Restbestände aus früherer Zeit aufgebraucht. Es kann vermutet werden, dass Märklin zunächst nicht alle Teile selbst herstellte und Zulieferer beauftragte - zumindest in der Anfangszeit. Da einige der gefundenen Kästen einzelne Teile in Friedensqualität enthalten, kann man ersehen, dass noch viel Lagerware aus Friedenszeiten zur Bestückung verfügbar war. Dazu kamen die Teile, die Martin Hirschfeldt hat fertigen lassen. Die Firma Märklin begann aber mehr und mehr, die Teile selbst herzustellen.

Teil 5 von 1913 und von 1917

Bengt Johansson hat mir ein Bild des Teiles 5 aus seinen beiden oben gezeigten Kästen zukommen lassen. Vielen Dank. Auf der linken Seite des Bildes liegt das 5-Loch-Flachband aus dem in England hergestellten Meccano-Kasten von 1913. Das Teil hat keine Prägung und ist abgenutzt. (Nicht immer haben Meccano-Teile eine Prägung.)
Auf der rechten Seite im Bild ist das gleiche Teil 5 aus Bengts Kasten von Märklin zu sehen. Der Name "MECCANO" und das Märklin-Logo sind eingeprägt. Diese Teile haben einen bläulichen Schimmer und sind nicht rein schwarz. Bei der Herstellung wurden sie noch glühend in heißem Öl abgeschreckt. Bei Meccano in England wurde dieses Verfahren zum Schwärzen von Metall nicht angewandt. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um eines der ersten Teile, die Märklin selbst gefertigt hat.
Es wurden zudem etliche Fehler an Flachbändern aus dieser Zeit gefunden, etwa Stanzfehler, falsche Abrundungen, fehlerhafte Oberflächenbehandlungen. Märklin musste wohl erst noch einen optimalen Weg der Herstellung finden.

Die Platten 52-54 von Märklin sind 1917 noch schwarz lackiert. Erst 1918 sind sie nach dem neuen Verfahren oberflächenbehandelt.

Teil 24 von 1913 und von 1917

Das Bild rechts (auch von Bengt Johansson) zeigt Scheibenräder, Teil 24. Das linke Exemplar stammt aus dem in England hergestellten Kasten von 1913. Es ist aus Messing und zeigt eine Prägung.
Das rechte Exemplar lag im Meccano-Kasten von Märklin. Es ist nicht aus Messing. Ob das Teil von Märklin hergestellt wurde, oder ob es aus Martin Hirschfeldts Bestand stammte, konnte anhand von Teilevergleichen nicht ermittelt werden. Wahrscheinlich stammt es von Hirschfeldt.

Verschiedene Naben an Märklin-Rädern von 1917 bis etwa 1922

Norbert Klimmek hat mir verschiedene Märklin-Rädere aus der Zeit ab 1917 gezeigt. (Siehe Bild rechts.) Man erkennt eine reiche Vielfalt an Naben. Märklin musste eben erst noch lernen, welche Nabenbefestigung optimal ist.

Einige Nabenbefestigungen erfolgten nach dem 1911 in England patentierten Verfahren[24] von Meccano, bei dem ein Ring um die Nabe in die Scheibe eingeprägt wurde, und der so das Material gegen die Nabe trieb. Das Verfahren war aufwändig und kostspielig, so dass es wahrscheinlich nur von Werkstätten angewendet wurde, welche schon vor August 1914 Zulieferer für Meccano waren. Damit haben wir das Indiz, dass Märklin damals schon ein solcher Zulieferer für Meccano war.
Da 1917 nur einige Teile diese Naben aufweisen, kann man annehmen, dass bei Märklin lediglich eine Presse mit der erforderlichen Form ausgestattet war. 1917 musste man für die Nabenbefestigung eben noch andere Methoden einsetzen, um den Bedarf an Rädern zu decken. Dieser Bedarf dürfte wegen der Kriegszeit jedoch nicht besonders groß gewesen sein. Daraus wiederum ergibt sich, dass die Menge der vor April 1914 für Meccano gefertigten Teile gering gewesen sein muss.
Welche Teile vor August 1914 an Meccano geliefert wurden, ist fraglich. Zahnräder waren bestimmt dabei. Bei den übrigen Rädern (Scheibenräder, Flanschenräder) gibt es nicht genug Anhaltspunkte.

Die Lieferung von schwarzen Flachbändern vor 1917 kann man aber ausschließen. Märklin musste 1917 erst noch lernen, solche Teile rationell und hochwertig zu fertigen.
Man kann annehmen, dass die Auftragsfertigung für Meccano auch erst Anfang bis Mitte 1914 begann - eben erst nach den bekannten Verhandlungen von 1914 über eine erweiterte Zusammenarbeit mit Meccano in England. Es gibt über diese Lieferungen keine Hinweise oder gar Quellen. Es sind keine Teile aus der Zeit vor August 1914 bekannt, die man Märklin zuordnen könnte.

Manche der auf dem Bild gezeigten Teile haben die Einprägung des Namens "MECCANO" und die des Märklin-Logos. Die Prägung erfolgte vor der Montage der Nabe - der eingeprägte Ring für die Nabe liegt über dem Märklin-Logo.
Nach dem Ende der Kriegshandlungen, also Ende 1918, durften Teile wieder aus Messing gefertigt werden. Das ist eine weitere Datierungshilfe.
Man hat mit dem Einprägen von "MECCANO" und Märklin-Logo nach und nach aufgehört. 1919 gab es die Prägung nicht mehr.

Märklin hatte bereits vor dem Ersten Weltkrieg Federmotore für Meccano nach England geliefert. Restbestände und Bestandteile solcher Motore waren 1917 noch in den Lagern in Göppingen vorhanden. Übrig gebliebene Seitenplatten der Motore hatten eine sechseckige Prägung "MECCANO LTD LIVERPOOL ENG". Diese Prägung hat man bei Märklin spätestens 1919 aus den Seitenplatten herausgestanzt. Die so entstandene Öffnung konnten sich später viele Anwender nicht erklären.[27]

Norbert Klimmek hat mehrere Konvolute von deutschen Meccano-Kästen aus den Zeiten 1913-1918 restauriert und seine Erfahrungen mit vielen Bildern im Internet dokumentiert.[28].


Der Metallbaukasten Märklin

Eine der ersten Reklamen für den Metallbaukasten Märklin von 1919

In den Anzeigen in der Spielwarenpresse ist spätestens vom 25.6.1919 an nur noch vom Metallbaukasten Märklin die Rede, manchmal noch mit dem Zusatz "früher Meccano".[3] Die letzte Anzeige mit Meccano als Titel erschien im Wegweiser vom 11.6.1919.[2]
Märklin begründete den Wechsel mit hervorragenden Neuerungen und Ergänzungen sowie einer wesentlich vergrößerten und reicheren Ausstattung.
Infolge des Versailler Vertrages war der Firma Märklin zudem die Verwendung des Markennamen "Meccano" untersagt worden, weil "Meccano" nun wieder als das Erzeugnis einer englischen Firma galt.[29]
Auch das Deckelbild der Kästen wurde nun geändert. Es zeigt ab 1919 den Jungen mit dem Drehkran, welcher bis 1942 auf den Metallbaukästen von Märklin zu finden ist.

Der Teileumfang der neuen Metallbaukästen Märklin entsprachen zunächst einmal dem von Meccano in 1914. Die Meccano-Teile wurden bis zur Nummer 65 in den neuen Baukasten übernommen. Teil 65, die Center Fork oder der Drehbank-Dreizack, wurde von Märklin jedoch bald aufgegeben. Märklin kopierte auch die bisherigen Meccano-Modelle des Jahres 1913, entwickelte aber rasch weitere eigene Modelle. Vermutlich schon Ende 1919, spätestens 1920, enthielten die Kästen dann auch von Märklin neu entwickelte Teile, die es vorher bei Meccano in dieser Form nicht gab.

Die Märklin-Preislisten[30] nannten schon Anfang 1919 die "Kleine Runde Platte" (Teil 67, später 10365).
Die "Große Runde Platte" (Teil 66, später 10395), auch Anfang 1919 entstanden, hatte damals am abgebogenen Rand nur eine Schnurrille, noch keine umlaufenden Löcher.
Beide Runde Platten erinnern in ihrem Aussehen an den Boden einer Granate. Es wurde schon gerätselt, ob nicht Formen zur Herstellung von Kriegsmaterial nun für die Herstellung von Metallbaukastenteilen umfunktioniert wurden.

Der "Große Ring" (Teil 68, später 11095) entstand erst Ende 1919 und war eine fundamentale Neuerung. Ein Rad dieser Größe gab es bisher bei Meccano noch nicht. Welche Überlegungen allerdings zur fertigungstechnisch recht aufwändigen Schnurrille im Innern des Großen Ringes geführt haben mögen, konnte mir selbst die Firma Märklin auf meine Anfrage, die ich dort vor Jahren einmal stellte, nicht beantworten. Sie hatten keine Unterlagen aus der damaligen Zeit mehr.

Auch die Klammer (Teil 86, später 14130) und die Unterlegscheibe (Teil 87, später 11727) waren neue Teile und erhöhten die angegebenen Teilezahlen der neuen Kästen ganz beträchtlich.
Weitere Märklin-Neuheiten dieser Zeit waren etwa das Speichenrad (Teil 69) und die Geländerbänder (Teil 81, später 111nn).

Außerdem brachte Märklin eine ganze Reihe von Zusatzkästen heraus. Aus der Reklame in den Anleitungsbüchern ist zu entnehmen, dass
1920 die Zusatzkästen 201, 202 Uhrwerk-Motor klein/groß, 301 Elektro-Motor, 302 Elektro-Motor-Magnet-Licht, 401, 402 Dampf-Motor klein/groß erschienen sind;
1921 die Zusatzkästen 101/1, 101/2 Transportanlagen klein/groß, 102 Wand- und Standuhren, 104 Elektrische Uhren;
1924 die Zusatzkästen 300 Elektro-Hebemagnet, 751 Elektromotor, 752 Elektromotor, 103 Elektromotorenbau;
1925 der Zusatzkasten 301 Elektro-Motor;
1927 die Zusatzkästen 105/1, 105/2 Maschinen- und Brückenbau.

Schon ab 1917 füllte Märklin die Kästen großzügiger mit Teilen auf als es 1914 bei Meccano der Fall war. Auch später noch wurden die Kästen Jahr für Jahr inhaltsmäßig erweitert.
Insbesondere der neue, größte Kasten 6 wurde besonders reichhaltig ausgestattet. So enthielt der Kasten Märklin 6 in 1919 insgesamt 1380 Teile. Im Jahr 1922 waren es bereits 1982. Die Erhöhung der Teilezahlen geschah nicht nur durch Zugabe von mehr Schrauben, Klammern und Unterlegscheiben. So wurde z.B. von 1919 bis 1922 auch die Anzahl der 25-Loch-Flachbänder im Kasten 6 von 48 auf 60 angehoben.

Insgesamt entstand mit dem Metallbaukasten Märklin ein System mit beachtlichen Vorteilen. Der größte damalige Metallbaukasten von Märklin, der Kasten 6, war bis 1923 wohl der größte Metallbaukasten überhaupt. (Naja, Bings Structator 8 war vielleicht noch größer, kann aber vom Inhalt her kaum verglichen werden.) Erst als Meccano dann 1923 den Kasten 7 herausbrachte, war dieser der größte. Märklin hat sich nicht bemüht, einen Kasten vergleichbarer Größe dagegen zu setzen. 1923 hätte man einen solchen Kasten in Deutschland kaum verkaufen können. Man denke nur an die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische Truppen, an die ausufernden Reparationszahlungen, die galoppierende Inflation - einige Menschen litten sogar Hunger!


Gerüchte und Halbwahrheiten

Nachdem ich hier nun versucht habe, Fakten darzulegen, so möchte ich nun auch etwas verweilen bei einigen zweifelhaften Aussagen zur Geschichte des Märklin Metallbaukastens.

Im Jahr 1989 erschien von Märklin ein Jubiläumskasten mit der Nummer 1075. Auf dem Deckelbild stand "1914-1989 Seit 75 Jahren Metallbaukasten von Märklin". 2014 wurde ein Turmdrehkran Nummer 10891 als eine Neuigkeit angekündigt. Zum Jubiläum "100 Jahre Märklin Metallbaukasten" sei er gefertigt worden.
Wenn man jetzt zurückrechnet, kommt man auf das Anfangsjahr 1914. Aber 1914 hat Märklin keine Metallbaukästen gefertigt, sondern war bestenfalls Zulieferer für Meccano. Auch in Fittings Schrift "Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens"[1] wird das "eigene seit 1914 bestehende" System erwähnt.
Fitting zitierte dabei wörtlich aus der "Märklin-Chronik" von Kampmann[31], welcher selbst auf mündliche Interviews mit Claudius Märklin zurückgreift, die dieser in den 50er oder 60er Jahren gab. 40 Jahre nach dem wirklichen Geschehen kann die Erinnerung daran jedoch schon mal verblasst sein.
Wenn man nämlich nach diesem "eigenen System" sucht, findet man nichts, in keinem Prospekt, in keinem Katalog und in keiner Reklame der Firma Märklin. Selbst wenn man bei Märklin damals derartige Kästen geplant hätte, so waren diese angeblichen Märklin-Kästen in den Jahren 1914-1917 definitiv nicht im Handel.
Anscheinend kennt man bei Märklin die eigene Geschichte nicht so genau.

Ein andere Aussage in Fittings "Geschichte des Märklin-Metallbaukastens"[1] sorgt für weitere Unklarheit. Fitting schrieb, Märklin sei schon vor dem Ersten Weltkrieg Generalvertreter der Meccano Ltd. für den ganzen Kontinent gewesen.
Ein unbedarfter Leser kann durch diesen Teilsatz verleitet werden zu glauben, dass Märklin bis zum August 1914 Handelsbevollmächtigter für Meccano in Europa gewesen sei, und zwar seit der Zeit, als man Meccano-Kästen erstmals außerhalb Englands verkauft hätte. Das ist falsch.
Bis in das Jahr 1910 war die Firma Weimar in Rotterdam Generalvertreter für Europa. Irgendwann in 1910 trennte sich Hornby von Weimar und Märklin sprang ein. Darauf wurden die Meccano-Kästen sogar im französischen Märklin-Katalog von 1911[15] angeboten. Aber Mitte 1912 gründete Hornby die deutsche Meccano-Gesellschaft in Berlin, und diese vertrieb die Kästen dann selbst.

Es gibt weiterhin allerlei beliebte Annahmen über die Zusammenarbeit zwischen Märklin und Meccano. Unterstützt werden diese Annahmen durch einen Absatz bei Love/Gamble[32], den ich hier übersetzt habe.

Nach der Meccano-Gesellschaft (in Frankreich) gründete Hornby eine deutsche Meccano-Gesellschaft zusammen mit den Gebr. Märklin, welche Meccano-Teile in ihrer deutschen Fabrik herstellten und diese in Deutschland und Österreich unter dem Namen Märklin/Meccano vertrieben. Besondere Eigenarten der deutschen Teile waren Streifen mit schwarzer Oberfläche und das Ausstanzen von Flanschenrädern, Rillenrädern und Schnurrädern aus Stahl. Diese wurden mit Messing überzogen. Einige wenige dieser Teile trugen das Markenzeichen von Meccano über dem bekannten Schild-Logo der Gebr. Märklin.

Auffällig an dem Text ist die sehr allgemeine und oberflächliche Formulierung sowie das Fehlen jeglicher Zeitangaben, was für Love/Gamble ganz untypisch ist. Es würde mich daher interessieren, von wem Love/Gamble diesen Text übernommen haben. Es wird in dem Text viel behauptet, aber kaum etwas geklärt. Ich habe also die Behauptungen gesammelt und einzeln kommentiert.

  • Die deutsche Meccano-Niederlassung sei nach der französischen gegründet worden.
    Das mag stimmen. Beide Niederlassungen wurden 1912 kurz hintereinander gegründet.
  • Die Gründung der deutschen Meccano-Niederlassung soll zusammen mit Märklin erfolgt sein.
    Es stellt sich die Frage, warum Meccano den Zulieferer Märklin mit ins Boot hätte nehmen sollen. Eine Überprüfung der Beteiligung von Märklin könnte anhand eines Eintrags im Handelsregister erfolgen. Leider konnten mir weder das Amtsgericht Charlottenburg noch das Landesarchiv Berlin weiterhelfen.

  • Die Firma Märklin habe in ihrer deutschen Fabrik Meccano-Teile hergestellt und man habe diese in Deutschland und Österreich unter dem Namen Meccano/Märklin vertrieben.
    Die Behauptung steht im Text im Zusammenhang mit der Gründung der Meccano-Niederlassung im Jahr 1912. Dadurch wird der Leser beeinflusst zu glauben, dass die Herstellung der Meccano-Teile durch Märklin bereits 1912 erfolgt sei.
    Nachweislich wurden Teile mit den Prägungen Meccano und Märklin erst 1917 von Märklin vertrieben - dann aber auch in die Kästen gegeben und nicht nur als Nachkauf-Einzelteile in Deutschland und Österreich vermarktet.
    Die Behauptung kann aber auch als Indiz gesehen werden, dass die von Märklin vor August 1914 gefertigten Teile nur Zukaufteile für Deutschland und Österreich gewesen wären. Märklin könnte die Teile nach Berlin geliefert haben, von wo diese dann in Deutschland und Österreich verteilt worden wären.
    Weiterhin darf man annehmen, dass Meccano-Teile, die von Märklin gefertigt wurden, nicht nach England exportiert wurden.

  • Besondere Eigenarten der deutschen Teile seien Streifen und Winkelträger mit schwarzer Oberfläche gewesen.
    Die Formulierung macht den Leser glauben, dass alle schwarzen Meccano-Teile von Märklin gefertigt worden wären und nach England exportiert worden wären. Das ist falsch.
    In Wirklichkeit hat Meccano die Teile ab etwa 1912 in England selbst hergestellt und die Kästen mit schwarzen Teilen und deutschen Anleitungen selbst zusammengestellt, in England, als vollständige Kästen. Selbst die Anleitungen wurden in England gedruckt, erkennbar am Druckereinamen und deren Adresse auf den Anleitungsheften. Meccano-Baukästen mit schwarzen Teilen wurden noch 1916 von England aus in die Schweiz und die Niederlande exportiert.
    Erst ab 1917 hat Märklin schwarze Teile selbst hergestellt.

  • Eine weitere Eigenart der deutschen Teile sei gewesen, dass Flanschenräder, Rillenräder und Schnurräder aus Stahl ausgestanzt und dann mit Messing überzogen worden seien.
    Bei der Behauptung fehlt die Zeitangabe, von wann bis wann das geschehen sein soll. Dann könnte man prüfen, welche andere Eigenschaften die originalen Meccano-Teile aus dem gleichen Zeitraum gehabt hätten gegenüber den deutschen Teilen.
    Räder, die aus Stahlblech ausgestanzt wurden und anschließend vermessingt wurden, gab es in der Zeit des Ersten Weltkrieges sowohl von Meccano als auch von Märklin, Stabil und sicher auch von Anderen.


Die unklare Formulierung des oben zitierten Absatzes aus Love/Gamble hat bei einigen Sammlern sogar zu Vermutungen geführt, die Gründung der Meccano-Niederlassung von 1912 sei gleichzeitig die Gründung einer Meccano-Märklin-Gesellschaft gewesen. Und diese Gesellschaft habe schon vor 1917 Baukästen produziert.

Falls das der Fall gewesen wäre, so hätte man den Namen dieser Meccano-Märklin-Gesellschaft und deren (Berliner oder Göppinger ?) Adresse auf dem Deckelbildern der Kästen finden müssen, zusammen mit einem Hinweis wie etwa "Hergestellt unter Lizenz von Meccano Ltd. Liverpool".
Aber solche Kästen wurden bisher nicht gefunden.
Alle bisher gefundenen Meccano Kästen, die den Namen Märklin und deren Logo zeigen, nennen als Hersteller allein Märklin in Göppingen und zeigen keinerlei Hinweis auf Meccano in Liverpool.
Meccano Kästen, die den Namen Märklin aufweisen, stammen damit alle aus dem Zeitraum 1917-1919.

Zum Schluss gibt es noch Vermutungen, Martin Hirschfeldt, der die deutsche Meccano-Niederlassung 1915-1917 leitete, habe sich an Märklin gewandt, um von dort die Teile beziehen zu können.
Das ist inzwischen für einige Teile bestätigt (Zahnrad 27) - Märklin ist dabei als ein ungenannter Zulieferer erkannt worden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Märklin mehr als nur bestimmte Räder geliefert hat. Insbesondere die schwarzen Teile dürften von anderen Werkstätten als Märklin kommen. Denn die Qualität der ab 1917 von Märklin gefertigten Teile ist deutlich besser als die Qualität der Teile in den Kästen von Martin Hirschfeldt. Da die wirtschaftliche Lage 1917 schlechter war als davor, sollten die Teile ab 1917 eigentlich auch von schlechterer Qualität sein. Das Gegenteil ist der Fall.


Literatur

  • Bert N. Love, Jim Gamble : The Meccano System. London, 1986
  • Jürgen Fitting : Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens, aufgezeichnet anlässlich des 75. Geburtstags. Veröffentlichung der Fa. Gebr. Märklin & Cie. GmbH. Göppingen, 1989. Die Schrift lag 1989 dem Märklin-Jubiläums-Kasten 1075 bei.


Weblinks


Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Jürgen Fitting : Die Geschichte des Märklin-Metallbaukastens. Göppingen 1989. S. 4.
  2. 2,0 2,1 Reklame : MECCANO Metallbaukasten früher englisch, jetzt deutsch ! In Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie, 11.6.1919, Heft 14, S. 17.
  3. 3,0 3,1 3,2 Reklame : Metallbaukasten Märklin (früher Meccano). In Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie, 25.6.1919, Heft 15, S. 23.
  4. Histoire du Meccano, aufgerufen am 24.6.2013, nennt 1899 als Beginn von Meccano.
  5. Forum 1914 Marklin Meccano Outfits bei www.nzmeccano.com. Aufgerufen am 20.8.2013.
  6. Hornbys erstes englisches Patent von 1901, zu finden in DEPATISnet unter der Veröffentlichungsnummer GB000190100587A.
  7. Hornbys erstes Patent in USA nach Revision, zu finden in Google.
  8. Lilienthals Patent von 1888, zu finden in DEPATISnet unter der Veröffentlichungsnummer DE000000046312A.
  9. Gerhard Halle : Otto Lilienthal. Düsseldorf, 1976, 3. Auflage. S. 47.
  10. Bert N. Love, Jim Gamble : The Meccano System. London, 1986. S. 8-41.
  11. Werner Sticht : Walther's Ingenieur Bauspiel. Aufgerufen am 25.3.2013.
  12. Patentblatt, herausgegeben von dem Kaiserlichen Patentamt. Für die Geschichte von Stabil wurden die Jahrgänge 1898 bis 1943 nach Anmeldungen der Firma Walther durchsucht. Für die Anfänge von Meccano in Deutschland wurden die Jahrgänge 1900 bis 1913 nach Eintragungen von "Hornby", "Elliott & Hornby" und "Meccano" durchsucht.
  13. Warenzeichenblatt, herausgegeben von dem Kaiserlichen Patentamt. RAYLO: Jahr 1910 S.2515.
  14. Bert N. Love, Jim Gamble : The Meccano System. London, 1986. S. 51.
  15. 15,0 15,1 Carlernst Baecker, Dieter Haas, Claude Jeanmaire : Märklin. Band 5 (1912-1915) : Das internationale Programm bis 1915. Frankfurt/Main, 1980.
    Enthält u.A. die Kopie des französischen Kataloges von 1911. (S. 25-153)
  16. Warenzeichenblatt, herausgegeben von dem Kaiserlichen Patentamt. MECCANO: Jahr 1912 S.2416.
  17. Forum 1914 Marklin Meccano Outfits bei www.nzmeccano.com, Post 14.
  18. Meccano-Gesellschaft m.b.H., Berlin. In "Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie", 18.2.1914, Heft 652, S. 76.
  19. Peter Sullivan: Chemical analysis of the surface finish used on early Meccano parts circa 1913/4
  20. "Englische Patente zur Kriegszeit." in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 19, 20.10.1914, S.5.
  21. "Was im Spielwarenhandel vorgeht, Berlin. Meccano unter Zwangsverwaltung.", in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 7, 25.2.1915, S.17.
  22. "Auskünfte über deutsches Privateigentum in England." in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 1/2, 25.1.1917, S. 17.
  23. Forum 1914 Marklin Meccano Outfits bei www.nzmeccano.com, speziell Post 22 und Post 26. Aufgerufen am 20.8.2013.
  24. 24,0 24,1 Hornbys Wheel Boss Patent von 1911, zu finden in DEPATISnet unter der Veröffentlichungsnummer GB000191102085A.
  25. "Besprechungen. Meccano.", in Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 19/20, 20.9.1917, S. 13. Es wird die Übernahme von Meccano durch Märklin bekannt gegeben.
  26. Reklame : MECCANO Metallbaukasten früher englisch, jetzt deutsch ! In Deutsche Spielwaren-Zeitung, Heft 19/20, 20.9.1917, S. 8.
  27. Der Uhrwerkmotor Meccano "1" - Märklin "201" bei www.metallbaukasten.de
  28. User Gallery Meccano and Märklin Outfits 1912 – 1956 von Norbert Klimmek bei www.nzmeccano.com. Aufgerufen am 2.8.2016.
    Alternativ kann auch Norberts Magix-Seite dienen: metallbaukasten-nkl.magix.net/alle-alben
  29. "Messausstellung: Gebrüder Märklin & Co. G.m.b.H. in Göppingen.", in "Wegweiser für die Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren-Industrie", 4.4.1923, Heft 14, S. 20.
  30. Märklin: Preislisten von 1917, 1918, 1919, 1920, 1924.
    Die Datierung von Märklin-Metallbaukästen und von Teilen ist nur anhand von Preislisten oder Preiszetteln mit Datum in Anleitungsheften möglich. Die Märklin-Kataloge sind dazu wenig brauchbar, insbesondere wenn man genauere Datumsangaben benötigt.
  31. Joachim Kampmann et al. : Märklin-Chronik 125 Jahre. 1859-1984. Wetzlar, 1984.
  32. Bert N. Love, Jim Gamble : The Meccano System. London, 1986. S. 55 links unten.



Danksagung

Ich danke den Herren Bengt Johansson aus Schweden und Henk Brouwer (†) aus den Niederlanden für die Erlaubnis, deren Bilder hier zeigen zu dürfen.

Für ihre Hilfe und die großzügige Belieferung mit Literatur und Quellenmaterial möchte ich danken den Herren Norbert Klimmek, Gerhard Wunderlich, Jürgen Kahlfeldt, Wilfried von Tresckow, Markus Schild, Karl Bopp, Urs Flammer, Gerhard Schmidberger.

Mein besonderer Dank geht auch an die Teilnehmer des Forum "1914 Marklin Meccano Outfits" bei www.nzmeccano.com. Sie lieferten die meisten Beweise für diesen Artikel.


Werner Sticht --20:48, 30. Aug. 2016 (CEST)